DOK.fest München 2022: WE MET IN VIRTUAL REALITY von Joe Hunting

Virtual avatars of hunting and the users he followd on VRChat

Alle sprechen über das Metaversum, ein Oberbegriff für das Verschmelzen von virtuellen und realen Welten. Für Non-Gamer wird das Metaversum bei genauem Hinschauen aber schnell zu einem undurchdringbaren Etwas, auf dessen Oberfläche viele Erwartungen projiziert werden. WE MET IN VIRTUAL REALITY hilft hier weiter.

Das Besondere: WE MET IN VIRTUAL REALITY wurde komplett auf der Social VR Community Plattform VRChat gefilmt. Regisseur Joe Hunting folgt mit seiner virtuellen Kamera fünf Avataren in ihre Welten.

Jenny and Ray looking how sky laterns rising in the sky


Eine dieser Avatare ist die Gebärdensprachdolmetscherin Jenny. Sie ist Teil der virtuellen Gebärdensprachenschule Helping Hands. Wenn Jenny in stillen Momenten erzählt, welche Vorgeschichte sie in die VRChat Welt geführt hat, wenn sie alleine auf einem Quad durch atemberaubend schöne virtuelle Naturlandschaften fährt und wenn sie mit der Gebärdensprachenlehrerin Ray die Trauer um einen Verlust teilt, dann gehört das zu den eindrucksvollsten Szenen im Film.

Neben Jenny folgt Hunting auch zwei Paaren, die sich auf VRChat kennen und lieben gelernt haben. Räumlich weit voneinander getrennt führen sie eine Fernbeziehung in Social VR. DustBunny und Toaster ist eines dieser Paare. In verschiedenen VRChat Welten sind sie sich sehr nahe. Nach dem Ende des Lockdowns haben sie sich dann tatsächlich auch in der realen Welt getroffen. Der (nach ihren Aussagen) geglückte Versuch ist nicht zuletzt deshalb spannend, weil die reale Welt hier zu einer Erweiterung der digitalen Welt wird und nicht umgekehrt. Auch etwas anderes wird in den Gesprächen mit den Paaren deutlich: ihnen geht es bei Social VR nicht darum, sich neu zu erfinden, sondern sie suchen (und finden) eine Form, die ihren Wesenskern und ihre momentanen Gefühle besser widerspiegelt als es in der "Echtwelt" möglich wäre. Die Losgelöstheit von sozialem Umfeld und Körperlichkeit bietet ihnen so eine neue Freiheit des Kennenlernens.

WE MET IN VIRTUAL REALITY verdeutlicht die Bindung der Avatare an ihre Realerfahrungen, Persönlichkeiten und Gefühle. Auf der anderen Seite hat die Schilderung des Social VR Lebens stark märchenhafte Züge. Doch sind nicht auch unsere Realwelten eine Aneinanderreihung von aus Sehnsüchten gespeisten Erzählungen? Hunting zeigt sehr eindrucksvoll wie Social VR diese Fiktionalisierung auf eine neue Ebene hebt. Die Offenlegung ist dabei in vielen Aspekten transparenter und ehrlicher als in unserer sogenannten "echten" Welt.

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Titel

Orignaltitel

We Met in Virtual Reality

Credits

Regisseur

Joe Hunting

Land

Flagge Vereinigtes KönigreichVereinigtes Königreich

Jahr

2022

Dauer

91 min.

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