DOK.fest München 2022: DRAGON WOMAN von Frédérique de Montblanc

Finance manager Laetitia and colleagues

Frauen sind in den Führungsetagen von großen Firmen eine Seltenheit. Umso interessanter ist es, wenn Frédérique de Montblanc Frauen ins Zentrum ihres Dokumentarfilms stellt, die es geschafft haben.

Wir tauchen ein in den Arbeits- und Lebensalltag von fünf Finanzmanagerinnen in Frankfurt, London, Paris und Hong Kong. Vier von ihnen haben eine Position, die irgendwo zwischen Vizepräsidentinnen und CEO liegt, eine von ihnen ist als Account Managerin noch vor dem Sprung nach oben.

Die Auswahl der Protagonistinnen ist rundherum gelungen. Jede von ihnen hat eine andere Persönlichkeit ausgebildet, um in der männerdominierten Welt zu bestehen. Martina in Frankfurt hat sich z.B. den von Männern definierten Codes angepasst, während Laetitia in Paris ihre Weiblichkeit bewusst einsetzt.

Ein wiederkehrendes Thema in DRAGON WOMAN ist, wie bzw. ob sich Karriere mit Familie vereinbaren lässt. Martina und Laetitia haben bewusst auf Kinder verzichtet. Es war mit der von ihnen angestrebten Karriere nicht vereinbar. Adeline in Hong Kong und Alison in London haben dagegen eine Familie gegründet. Während Adeline vor der Kamera zugibt, dass sie dies nur getan hat, um sozialen Erwartungen zu entsprechen, bedauert Alison, dass sie nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbracht hat. Ihr Mann kümmert sich um den Haushalt und die Kinder.

DRAGON WOMAN macht deutlich, dass man eine Wahl treffen muss. Alison merkt an einer Stelle treffend an: "Every choice you make, you give up another choice. You choose one way, you choose to give up the option to go the other way. You can't have a 100% career and a 100% home. Nobody gets 200%". Ähnlich äußert sich der Lebenspartner von Martina, wenn er von dem Bedauern des Paares spricht, keine Kinder bekommen zu haben. "Family had not the highest priority on our target list and whatever you do not have at highest priority on your target list, you may not reach." Er und die Finanzmanagerin waren beide nicht bereit, im Beruf zurückzustecken.

Es ist spürbar, wieviel Vertrauen die Regisseurin in ihren Gesprächen geschaffen hat. Die Ehrlichkeit und Reflektiertheit der Managerinnen ist beeindruckend und lehrreich. Gleichzeitig ist DRAGON WOMAN ein leichtfüßiger und oft auch amüsanter Film über ein wichtiges Thema.

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