Claire Denis in conversation with Olivier Assayas (Berlinale 2020)

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Das Format "On Transmission" wurde von Carlo Chatrian angeregt. Er hat sieben Regisseure eingeladen, die selbst wiederum einen anderen Regisseur einladen. Die Regisseure sprechen eine Stunde miteinander und danach wird ein Film von einem der beiden gezeigt. Wenn man die Veranstaltung mit Claire Denis und Olivier Assayas als Beispiel nimmt, dann ist die neue Reihe rundherum gelungen.

Denis und Assayas sind sich seit einem gemeinsamen Frühstück im Berliner Savoy Hotel freundschaftlich verbunden. Beide hatten 1989 einen Film in der Berlinale Sektion Forum. Aus einem Frühstück wurde dann ein stundenlanges Gespräch.

Ende der Neunziger waren Denis und Assayas Außenseiter im französischen Kino. Sie hatte sich dem internationalen Kino geöffnet, während das typisch französische Kino weiterhin Nabelschau betrieb.

Es waren die amerikanischen Kritiker, die beiden letztlich zum Durchbruch verhalfen. Als sie nach ihrer Definition für französisches Kino gefragt werden, sind sich beide dennoch des Stellenwerts des französischen Autorenkinos sehr bewusst. Der Regisseur als „auteur“ sei zwar nicht durch das französische Kino erfunden worden, so Olivier Assayas, aber in Frankreich habe man die Idee, dass ein Filmregisseur die gleichen Freiheiten besitzen solle wie ein Maler, durch die Theorie manifestiert. Claire Denis fügt hinzu, dass die Kunstfreiheit der Filmemacher*innen derart tief in der französischen Filmkultur verwurzelt sei, dass es im Französischen keine Übersetzung für den Begriff "Final Cut" gibt.

Ein Thema, das das Filmgespräch durchzieht, ist der Austausch mit anderen internationalen Filmemachern. Assayas hatte bereits viel Kontakt mit Filmemachern in Hong Kong (Wong Kar Wai) und Taiwan (Hou Hsiao-hsien), war bisher aber nie in China gewesen. Gemeinsam mit Claire Denis unternahm er dann seine erste China-Reise. Dort trafen sie nicht nur begeisterte Studenten, die an europäischer Filmkultur sehr interessiert waren, sondern auch den jungen Jia Zhang-Ke. Denis und Assayas konnten kein Mandarin und Zhang-ke nur wenig Englisch, doch es war bald klar, dass alle die gleiche Filmsprache sprachen.


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IRMA VEP, © Vortex Sutra


Wie als ein Beleg für den Austausch zwischen französischen und asiatischen Kino läuft nach dem einstündigen Filmgespräch IRMA VEP. In dem Film von Olivier Assayas aus dem Jahre 1996 holt ein französische Regisseur (gespielt von Jean-Pierre Léaud) den Hong Kong Star Maggie Cheung (gespielt von Maggie Cheung) nach Paris, um ein Remake eines französischen Stummfilmklassikers zu drehen.

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