Berlinale 1991

Wie soll der zukünftige Kurs des Festivals in der vereinten Stadt aussehen? Die Erwartungen sind groß. Dann bricht einen knappen Monat vor der Berlinale der Zweite Golfkrieg aus und die Berlinale muss unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Im Wettbewerb laufen große Hollywoodproduktionen, die heute Klassiker sind: Das Schweigen der Lämmer und Der mit dem Wolf tanzt; dazu außer Konkurrenz Francis Ford Coppolas Der Pate III.

Trotzdem wird der Ton der Presse schärfer: Das Niveau sei enttäuschend, so heißt es, die Berlinale floppt im Ostteil der Stadt (Auslastung des International nur 25 Prozent). Besonders erbost die berichtende Zunft, dass sie für die Pressevorführungen in das Haus der Kulturen der Welt ausweichen muss. Insgesamt ergibt das schlechte Stimmung und harsche Kritik an der Festspielleitung.

Die Jury, Vorsitz Volker Schlöndorff, wirft zum Abschluss mit Bären um sich: Goldener Bär für Das Haus des Lächelns von Marco Ferreri, dafür gibt es Buh-Rufe bei der Verleihung. Dann gleich zwei Silberne Bären als ex aequo Spezialpreis der Jury für "Die Verurteilung" von Marco Bellocchio und "Satan" von Viktor Aristow. Ebenfalls nicht so recht entscheiden kann sich die Jury beim Silbernen Bären für die beste Regie, also gibt es je einen für Ricky Tognazzi und Jonathan Demme. Um die Verwirrung komplett zu machen, vergibt die Jury dann einen Silbernen Bären für eine herausragende Einzelleistung als Darsteller, Regisseur und Produzent an Kevin Kostner. Soviel Unentschiedenheit bringt natürlich Unkenrufe: Die Berlinale wird wieder einmal als orientierungslos abgeschrieben.

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