Berlinale 1988

Eröffnungsfilm war diesmal der Musikfilm Linie 1 von Rainer Hauff, ein echter "Berlin-ist-schon-toll-Film" mit allen dazu notwendigen Zutaten: Berliner Kiez Alltag als Musical, eingängige Musik, viele Tanzeinlagen und natürlich die Hauptfigur Sunny, "ein Mädchen aus der Provinz auf der Suche nach der großen Liebe". Hauffs Linie 1 ist die Verfilmung des gleichnamigen, sehr erfolgreichen Musicals des Grips-Theaters, einem der meistgespielten deutschen Theaterstücke seiner Zeit.

Außerdem gab es in diesem Jahr Probleme mit der Jurybesetzung, denn Gerd Fröbe hatte in letzter Minute aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz der Internationalen Jury abgelehnt. Quasi in letzter Minute konnte dann noch der Leiter der Filmfestspiele in Venedig, Guglielmo Biraghi, für dieses Amt gewonnen werden. In dieser Besetzung ist möglicherweise mit ein Grund für die ungewöhnliche Preisentscheidung der damaligen Berlinale zu sehen. Denn trotz sehr starker Präsenz amerikanischer Studioproduktionen wie etwa Woody Allens September, Steven Spielbergs Das Reich der Sonne und Norman Jewisons Mondsüchtig mit Cher und Nicolas Cage in den Hauptrollen, wurde der Goldene Bär in diesem Jahr zum ersten Mal an einen Film aus der Volksrepublik China vergeben, nämlich an Das Rote Kornfeld von Zhang Yimou, nach einem Roman von Mo Yan. Die Jury wollte mit diesem Preis nicht nur einen formal und inhaltlich herausragenden Film auszeichnen, sondern auch explizit ein Zeichen setzen für eine Unterstützung der kulturellen Liberalisierung in China.

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