Berlinale 1986

Aufregung! Weil „Die Zeit“ gegen die Berlinale polemisiert und unkt, dass das Münchner Filmfest bald mit einem eigenen Wettbewerb gegen Berlin antreten werde, gibt es FDP-Anfragen im Abgeordnetenhaus. Dann eröffnet Fellinis Ginger und Fred die Berlinale und München wird wieder zu einem beschaulichen Dorf an der Isar.

Alles ist gut! Alles ist gut? - von wegen. Denn das Innenministerium macht sich, ähem, Sorgen! Im Wettbewerb läuft Reinhard Hauffs Stammheim und ebenfalls im Wettbewerb, wenn auch außer Konkurrenz, ruft des Innenministers Spezl, Herbert Achternbusch, Heilt Hitler! (Spoiler Alert! Bierbichler pisst am Ende in den Starnberger See.). Bei Hauffs Film sind die Sicherheitsvorkehrungen scharf, trotzdem spritzt es Buttersäure im Zoo Palast. Stammheim bekommt den Goldenen Bären, aber ohne Eklat geht es nicht. Jurypräsidentin Gina Lollobrigida ist über die Jury-Entscheidung empört, spricht in der Verleihungsrede von einer kontroversen Jury-Diskussion und sagt deutlich, dass Sie gegen den Film gestimmt habe. Damit verstößt sie divenhaft aber ungalant gegen die Schweigepflicht der Juroren.

Das Forum gibt sich mit solchen Kindereien nicht ab, sondern betreibt politische Aufklärung auf hohem Niveau: Claude Lanzmann zeigt seinen fast zehnstündigen Dokumentarfilm Shoa über die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten. Auf mehreren Veranstaltungen diskutiert Lanzmann mit dem Publikum. Ebenfalls zum diesem Themenkreis gehören: Josh Waletzkys "Partisanen von Wilna" sowie Lea Roshs Filme "Ein Naziprozess" und "Vernichtung durch Arbeit".

Kommentare ( 1 )

...hey...hey...pass auf was du sagst...beschauliches dorf an der isar...(auch wenns stimmt ; )

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