Dreckiger kleiner Genrebastard, lass Dich drücken
Sie sind eine bedrohte Art im Berlinale Wettbewerb, aber es gibt sie: kleine, unterhaltsame Genrefilme. Álex de la Iglesia liefert mit EL BAR einen erfreulich dreckigen Genrebastard ab, eine Schwarze Komödie gekreuzt mit einem Psychothriller und einem Schuss Zombiefilm abgeschmeckt. Sowas läuft dann im Wettbewerb außer Konkurrenz. Das ist aber ganz egal, besonders dann, wenn der Film im Programm direkt nach der schmierigen Gefühlssimulation RETURN TO MONTAUK von Schlöndorff läuft. Wie ein spanischer Brandy spült EL BAR dann den schlechten Geschmack aus dem Mund, den degoutante Altmännersentimentalitäten hinterlassen haben.
In einem Thriller und übrigens auch im guten Zombiefilm ist eine gute Prämisse die halbe Miete. de la Iglesias Prämisse ist keineswegs neue. Steile These: Es gibt auch keine neuen Prämissen mehr. Schließlich erzählen sich Menschen schon seit Jahrtausenden Geschichten. Ohne zu viel zu verraten, es geht schlicht um das gute alte Set-up, dass eine Gruppe von Menschen eingesperrt ist und zu entkommen versucht.
Aus dieser Ausgangssituation macht EL BAR mit wenig Mitteln viel. Schauspieler, die sichtlich Spaß an Komik haben und auch vorm Übertreiben nicht zurückschrecken, sind die erste Zutat: Wenn ich nicht in einer schwarzen, blutrünstigen Komödie übertreiben kann - wo dann? Ein mit viel Liebe zum Detail gestalteter Set kommt hinzu. Aus diesem Set holt das Team wirklich alles raus. Er ist wie ein zusätzlicher Darsteller und Zutat Nummer 2. Als Drittes kommen die Plot-Twists hinzu. Die gelingen bestens im Sinne von Spaß und Spannung. de la Iglesias kombiniert Genrestandards mit Fantasie. So macht exzellentes Filmhandwerk einen Teil der Freude am Zusehen aus. Und schließlich hat der Film auch noch einen Subtext, der dafür sorgt, dass die Zuschauer zum Spaßhaben das Hirn nicht ausschalten müssen.