Bereits seit einigen Jahren gibt unter einigen Film-Kritikern Unmut über die Entwicklung des Berlinale-Programms. Eine fruchtbar und offen geführte Auseinandersetzung mit der Berlinale Leitung scheint aber schwierig. Die Teilnahme an einer Diskussionsveranstaltung im Jahr 2011 sagte Dieter Kosslick nachträglich ab, da der Titel der Veranstaltung („Nach den Verrissen“) bereits die Wertung der Situation vorwegnahm. Auch danach wurde die Kritik direkt und oft auch undiplomatisch vorgetragen. Besonders an Festivalleiter Dieter Kosslick hat man sich festgebissen.
Nörglern jeder Art entgegnet man gerne: "Dann macht es doch selbst". Mit der "Woche der Kritik" hat nun der Verband der deutschen Filmkritik mit Unterstützung der Heinrich Böll Stiftung den Worten Taten folgen lassen.
Mit der Wahl des Titels haben die Organisatoren die Messlatte recht hoch gehängt. Bereits vor 51 Jahren gab es eine "Woche der Kritik". Auch damals wurde sie außerhalb des Berlinale-Betriebs von einer Gruppe unzufriedener Filmkritiker ins Leben gerufen. Die Gruppe nannte sich "Freunde der Deutschen Kinemathek" und einer der Hauptinitiatoren war Ulrich Gregor. Aus der Woche der Kritik ist damals das Internationale Forum des Jungen Films entstanden und Gregor wurde ihr langjähriger Leiter.
Es 2015 wieder zu wagen ist mutig. Es ist aber auch folgerichtig. Neue Ideen und Veranstaltungsformen können einer etablierten und vielleicht auch etwas festgefahrenen Institution wie der Berlinale nur gut tun. Besonders interessant sind neben der Filmauswahl die vielen Diskussionsveranstaltungen. Am Mittwoch sind mit Erika und Ulrich Gregor die "Vorbilder" persönlich zu Gast.
Noch bis Donnerstag läuft das Programm der Woche der Kritik in dem Hackeschen Höfen Kino. Zum Abschluss läuft der neue Film von Christoph Hochhäusler DIE LÜGEN DER SIEGER. Einen wichtigen Vorteil hat die Woche der Kritik gegenüber der Berlinale bereits jetzt: Es gibt noch Karten!