SAN SEBASTIAN FILMFESTIVAL 2014: FELIX AND MEIRA von Maxime Giroux

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Meira ist eine junge Mutter und Ehefrau, die mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Montreal lebt. Trotz der sie umgebenden Millionenmetropole verläuft das Leben von Meira wie in einem abgeschotteten Paralleluniversum. Der Tagesablauf der Kleinfamilie ist von festgelegten Religionsvorschriften geprägt, die dem Individuum wenig Raum lassen. Es gibt genaue Verhaltensgebote und Kleidungsvorschriften für Männer und Frauen, die jeden Bereich des Lebens umfassen. Ein Kontakt mit außerhalb der Gemeinde stehenden Personen ist dabei ebenso verpönt, wie moderne Medien oder Unterhaltungsmusik. Meira wahrt zunächst den Schein, begehrt innerlich aber immer stärker gegen die sie umgebenden Zwänge auf. Ein kleiner Tabubruch reiht sich bald an den nächsten. Als sie durch Zufall auf den wohlhabenden Single Felix trifft, gerät eine Lawine ins Rollen, die nicht mehr aufzuhalten ist.

Giroux unterlegt weite Teile seines Films mit einer Sepia-Färbung, die perfekt zu der archaischen Welt passt, in der sich Meira bewegt. Zusätzlich unterstützt wird diese Atmosphäre durch die klug ausgewählte Filmmusik, die zwischen strengen Klarinettenklängen und verschiedenen Spielarten moderner Popmusik hin und her pendelt. Als weiterer Kunstgriff dient der verwendete Sprachenmix aus Französisch, Englisch und Yiddish, der zu einer realistischen Anmutung des Gezeigten beiträgt.

FELIX AND MEIRA nimmt den Zuschauer mit in eine durch und durch von religiösen Vorschriften und Riten dominierte Welt, die für Außenstehende normalerweise verschlossen bleibt. Das für sich genommen ist schon interessant und faszinierend. Das der Film dabei aber in der Darstellung seiner Charaktere ohne jede Schwarz-Weiß-Malerei auskommt, ist seine größte Stärke. So wird Meiras Ehemann nicht als verblendeter Fanatiker verteufelt, sondern in erster Linie als Liebender gezeichnet, der verzweifelt versucht, seine Frau zurück zu gewinnen. Langsam und unaufhaltsam entfaltet sich ein Ehedrama, in dem es kein glückliches Ende für alle Beteiligten geben kann. Egal, welche Entscheidung Meira letztlich auch treffen wird, stets muss dafür jemand einen hohen Preis bezahlen.

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