Wie frustrierend muss es wohl sein, wenn Kosslick und andere Filmfest-Direktoren dieser Welt sich Jahr für Jahr redlich um ein attraktives Programm bemühen und dann alle Regisseure von Rang und Namen dann doch an der Côte d'Azur angespült werden? Man steckt nicht drin, aber ich nehme an, dem einen oder anderen wird beim Frühstück das Croissant in den Latte gefallen sein, als sie gesehen haben, was Cannes auch dieses Jahr wieder alles auffährt.
Wo man auch hinschaut, von der Jury über den Wettbewerb bis hin zu den Nebensektionen: überall edle Filmdiamanten. In der Jury assistieren dem Jury-Präsidenten und Überschauspieler Robert De Niro die Hollywoodschauspieler Uma Thurman und Jude Law. Darüber hinaus treffen sich in der Jury die beiden Regiehelden Olivier Assayas und Johnny To.
Im Wettbewerb scheint Lars von Trier mit einem Hochzeitsdrama einen verträglicheren Film abzuliefern als vor zwei Jahren mit ANTICHRIST, Aki Kaursimäki beendet seine fünfjährige Schaffenspause und Almodovar begibt sich mit der Verfilmung des Romans MYGALE von Thierry Jonquet erneut in sexuelle Abgründe.
Auch in der Nebenreihe finden sich mit Kim di Duk, Gus van Sannt und Andreas Dresen Regisseure einer Kategorie, die man auf der Berlinale dieses Jahr vergeblich gesucht hat.
Natürlich sind Namen nicht immer ein Garant für ein qualitativ hochwertiges Programm und genauso wenig ist ein Programm ohne Star-Regisseure ein schlechtes. Aber es ergibt sich ein Teufelskreis: ohne Stars keine mediale Aufmerksamkeit, ohne Medien keine Publicity und ohne Publicity kein Anreiz für herausragende Filme ihre Filme einzureichen.
Ich gebe zu, dass hier auch ein wenig Neid mitschwingt, weil wir nicht unter Palmen von Festivalkino zu Festivalkino wandern und nicht auf einer Luxus Yacht mit edlen Getränken auf irgendeine Filmpremiere anstoßen. Es ist aber auch die Angst um die bunte Vielfalt in der Welt der Filmfestivals.
Kommentare ( 2 )
Der Präsi von Cannes beschrieb das Dilemma so: Wenn er keine Blockbuster zeigt, wirft man ihm vor abgehoben zu sein, an der Masse vorbei Kino zu machen, zeigt er keine Autorenfilme, wirft man ihm vor, das Programm sei flach und kommerziell und zeige bloß Unterhaltung. Zeigt er beides, Blockbuster und Autorenfilm, wirft man ihm vor keine Richtung zu haben. So ist die Welt....
Posted by Christian | 12.05.11 08:03
Ich sage ja gar nichts gegen das Programm...es ist ein Festschmaus. Es geht eher darum, für welche Festivals sich die Filme entscheiden. Wenn kleinere oder auch größere Festivals wie die Berlinale nicht mehr "die Großen" bekommen, werden sie es zukünftig schwer haben.
Posted by andreas | 12.05.11 21:15