Berlinale Tipps: Sitznachbarn - Rascheln, Reiben, Rumgerutsche

Wer im Kino allergisch auf jede Bewegung seines Sitznachbarn reagiert, der sei das Problem, nicht sein Nachbar. Das hat mir neulich ein Freund erklärt, als ich ihm die Geschichte mit den Geräuschen erzählte: Regelmäßig sitze ich im Kino neben Menschen, die sich über die gesamte Dauer des Filmes a) die Hände reiben, b) die gestärkten Hemdärmel rauf und runter streichen oder c) sich ausgiebig die Kopfhaut kratzen. Die dabei entstehenden Geräusche empfinde ich auf eine etwas widerliche Art intim, und in jedem Fall störend und überhaupt…ich hatte mich ja noch gar nicht beschwert über die Popcorn-Raschler, die Tuschler, die Kicherer, die Kopfnicker, die In-der-Tasche-Kramer, die Bonbon-Auswickler oder Räusperer. Der Freund fand mich dennoch überempfindlich und empfahl mir, mich einfach ganz auf den Film einzulassen. Das wolle ich ja gerade tun, rief ich aufgeregt, nichts lieber als das: Eskapismus und Versinken, aber das klappte nicht, bei diesem Winterhaut-auf-Winterhaut-Kratzen.

Ich gebe zu, dass ich beim Filmeschauen etwas empfindlich bin. Schon als Kind habe ich dem Rest der Familie jeglichen Kommentar verboten, wenn „Hart aber herzlich“ lief. Aber ich bin älter geworden, habe den Fernseher abgeschafft, schaue Filme immer öfter nach Qualitäts- anstelle von Quantitätsmerkmalen, ich habe Toleranz in und außerhalb des Kinosaales geübt und zum letzten Mal vor sechs Jahren jemanden während einer Vorführung explizit um Ruhe gebeten. Den Freund konnte ich dennoch nicht überzeugen von der Berechtigung meiner Geräusch-Empörung. Noch nicht. Bis ich den Geruch ergänzte: neulich saßen neben mir zwei Menschen, die kurz nach der Werbung eine große Plastikdose öffneten und daraus ca. 700g Salamischeiben naschten. Nach der Hälfte des Filmes war die Dose leer. Dann wurde verdaut. Der Freund wollte keine weiteren Details hören. Und versteht jetzt zumindest ein bisschen besser meinen Einsatz für Stillsitzen, Handcreme und geräusch- wie geruchsloses Genießen von Eiskonfekt.

Kommentare ( 2 )

ooooooh ja! geruch. das ist schlimmer als alles rascheln und wurschteln und hampeln. der bleibt. ob döner (gegessen oder reste zwischen den zähnen oder) oder burger/grünkernbratling aufstossen oder das entweichen von gasen aus anderen körperzonen nach pizza cipolla.

kein wunder, dass so viele leute lieber dvds zu hause gucken. ich fahr aus den gleichen gründen schon lange im winter und hochsommer ungern ubahn oder fahrstuhl, im kino setz ich mich um oder atme durch den mund.

Du hast die Geruchsbelästigung durch Parfüm resp. Rasierwasser vergessen - ganz besonders penetrant und übelkeitserregend, und noch nicht mal außerhalb der gesellschaftlichen Norm.

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