Berlinale Countdown 2011: Bergman in München

Dieser unausstehliche Skandinavier

Von 1976 bis 1981 erlebte Ingmar Bergman als Regisseur am Residenztheater in München eine ambivalente Zeit. Sein damaliger Entschluss Schweden zu verlassen und dann für fünf Jahre in München zu arbeiten und leben, fiel ihm alles andere als leicht und war das direkte Resultat seiner Probleme mit der schwedischen Steuerfahndung. In seiner im DDR Verlag Volk und Welt erschienenen Autobiographie "Mein Leben" schreibt er zu diesem ungewollten Exil: "Mir ist klar, dass ich damit ein großes Risiko eingehe. Die Ausübung meines Berufs ist möglicherweise so stark mit meiner Umwelt und mit meiner Sprache verbunden, dass ich jetzt, in meinem achtundfünfzigsten Lebensjahr, keine Umstellung mehr schaffe..."

Seine Befürchtungen erwiesen sich durchaus als begründet. Als Regisseur am Münchner Residenztheater verantwortete er zwar zahlreiche herausragende Inszenierungen, die deutsche Sprache war dabei aber eine echte Barriere für ihn. Er schreibt dazu in seiner Autobiographie: "Die ersten Jahre wurden schwierig. Ich fühlte mich wie ein Invalide, den man seiner Arme und Beine beraubt hat und sah ein, dass das rechte Wort zum sekundenschnell vorüberfliegenden rechten Augenblick mein bestes Instrument bei der Schauspielerführung gewesen war".

Zusätzlich zu dieser Sprachbarriere taten sich in München auch schnell zwischenmenschliche Barrieren auf und Bergman gelang es nach eigener Einschätzung, sich trotz überwältigender Vorschusslorbeeren in seiner Münchner Zeit mit fast allen zu überwerfen, die in der damaligen Kulturszene Rang und Namen hatten. Er selbst erklärt diese Ablehnung in seiner Autobiographie damit, dass seine ersten Inszenierungen tatsächlich schlecht waren und dass es dann, als er besser wurde, bereits zu spät war: "Als ich später tüchtiger und manchmal richtig gut war, war das Unglück schon geschehen. Man hatte ganz allgemein eine Wut auf diesen unausstehlichen Skandinavier, der von sich glaubte, er sei wer."
Lobende Worte findet Bergman dagegen für das großartige Münchner Theaterpublikum, dass sich auch von negativen Kritiken in der Presse nicht beirren ließ und sich stets eine eigene Meinung über die Qualität eines Stücks bildete. Ebenfalls unvergessen blieb ihm die Begegnung mit Franz Josef Strauß, der ihn "zärtlich an die bärenstarke Brust drückte" und die Fotos dieser Begegnung dann so lange im laufenden Wahlkampf einsetzte, bis Bergman dagegen protestierte.

Kommentare ( 2 )

....das foto würde ich echt gerne sehen...franz josef strauß und ingmar bergman

oh ja! das muss bestimmt noch irgendwo aufzutreiben sein;-)

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