Parade von Isao Yukisada

Der Feind in meinem Bett

Vier junge Menschen Anfang 20 driften durch ihr Leben, mit oder ohne Job, Freundin, Plan oder Antrieb. Dazu gibt es einen Serienmörder, über den zwischen Soap Operas im Fernsehen berichtet wird. Nebenan wohnt ein Hellseher, den man für eine Puffmutter hält und ansonsten wird viel über nichts geredet und dazu getrunken. Was Studenten und junge Menschen eben so tun und denken. In Tokyo oder sonstwo. Dann kommt ein blondierter Stricher in die WG und erst weiß keiner, wer ihn mitgebracht hat, dann ist aller Freund und Kummerkasten, Nacktmodell und kleiner Bruder.
Regisseur Yukisada interessierten - wie er vor der Vorführung sagte - die Reaktion junger Leute hier in Europa auf seinen Film. Kennen sie das? Sicher tun sie. So what? Den Dreh ins Abstruse, wenn der WG-Hauptmieter und einzige mit Job und Karriere der Killer im silbernen Space Anzug ist und all wussten es schon lang, aber dachten sich: egal, jeder macht halt SEIN Ding. Das nimmt einen alles nicht mit. Oder bin ich auch schon abgestumpft?

Um die Geschichte zu erzählen, bräuchte es sicher keine zwei Stunden und um die Internationalität des Slackertums vorzuführen und die Unfähigkeit „der Jugend von Heute" emotionale Bindungen einzugehen (aus welchen Gründen auch immer, denn der Film erzählt sie nicht) auch nicht. So gerät der Film zur Versuchsanordnung: vier oberflächliche Freunde und ein Fremder, dazu ein offensichtlich aus dramaturgischen Gründen hineingewebter Serienkiller-Plot.
Der Film kann sich nicht entscheiden zwischen Groteske, Milieustudie und schön beobachtetem Alltagsdrama zwischen Sehnsucht und Sinnsuche und mäandert in alle Richtungen. Wenn dann schließlich alle in der Wohnung versammelt sind, das Geheimnis gelüftet ist und nur der Killer Gefühle zeigen kann, war ich längst rausgefallen aus dem Film und auch all die schönen Frauen konnten daran nichts ändern.

Der Film will all die Oberflächlichkeit beklagen, nur dass es ihm nicht gelingt, die Abgründe der Figuren, ihre unterdrückten (vielleicht ja auch nur kümmerlich vorhandenen) Emotionen irgendeine Richtung zu geben und sie entweder zu erklären, zu hinterfragen oder sich verändern zu lassen. Sie flackern auf, verebben und dann alles wie gehabt und der Space Cowboy mordet weiter. Ein weiterer Film des für mich in diesem Jahr enttäuschend verlaufenden Panormas.

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Titel

Orignaltitel

Parade

Credits

Regisseur

Isao Yukisada

Schauspieler

Tatsuya Fujiwara

Kento Hayashi

Shihori Kanjiya

Karina

Keisuke Koide

Land

Flagge JapanJapan

Jahr

2009

Dauer

118 min.

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