Jessi von Mariejosephin Schneider

Weil es nicht so sein kann, wie es war

Jessi (Luzie Ahrens) ist 11 Jahre alt, aber Jessi ist erwachsener als andere Elfjährige; sie muss erwachsener sein, denn ihre Mutter (Jasmin Rischar) sitzt im Gefängnis. Wenn das Mädchen seine Mutter besucht, wirkt Jessi wie die Erwachsene und ihre Mutter wie ein Kind. Jessi lebt in einer Pflegefamilie. Sie würde viel lieber im alten Haus der Mutter oder bei ihrer Schwester (Sophie Rogall) wohnen, aber das geht nicht. Denn Jessi darf nichts entscheiden.

Jessi reagiert auf den Druck von außen, indem sie sich vollkommen in sich zurückzieht. Wichtig sind für sie die Besuche bei ihrer Mutter. Denn sie versucht das Unmögliche: das zerüttete Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Schwester zu reparieren. Aber das Leben kann nicht einmal für kurze Zeit so sein, wie es früher war. Deshalb sucht Jessi nach einem eigenen Weg, wie sie mit ihrem Leben fertig werden kann.

Mariejosephin Schneider (Buch und Regie) erzählt in nur 30 Minuten eine ganz spezielle Geschichte über das Erwachsenwerden. Sie stellt die Figur von Jessi in den Mittelpunkt und sieht genau hin: Wie läuft das ab, wenn ein Kind seine Mutter im Knast besucht? Wie blickt Jessi ihre Mutter an, wenn die der großen Schwester nicht einmal per Telefon zum Geburtstag gratulieren will? Die 11-jährige Luzie Ahrens trägt den Film. Die Kamera von Jenny Lou Ziegel ist immer bei ihr, ohne aufdringlich zu sein. Luzie Ahrens spielt sparsam aber eindringlich, mit Blicken und Gesten, mit ihrer Mimik. Das Drehbuch ist so intelligent, dass es die Dialoge auf das Notwendige beschränkt. Menschen, die auf der Suche sind, reden nicht viel. Jessi ist eine kleine Geschichte, die viele der großen Geschichten in den Schatten stellt, die auf dieser Berlinale mehr ausgewalzt als erzählt werden.

Kommentare ( 2 )

Ein sehenswerter Kurzfilm, der mich sowohl durch sein durchdachtes Drehbuch als auch durch seine Darstellerinnen weit mehr begeistern konnte, als so mancher aufwändiger Hypefilm auf dieser Berlinale. Unbedingt anschauen.

Wo kann man den Film anschauen und wen hat Anja Stöhr gespielt? Herzliche Grüße Bernhard Rüschen aus Mannheim

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Titel

Orignaltitel

Jessi

Credits

Regisseur

Marie Josephine Schneider

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2010

Dauer

30 min.

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