Besouro von João Daniel Tikhomiroff

Besouro heißt auf Portugiesisch Käfer. In einer Anfangssequenz zeigt der alte Caipoeira-Meister Alípio seinem Schüler einen pechschwarzen Käfer. „Die Wissenschaft ist überzeugt davon, dass er nicht fliegen kann“, sagt er, „aber das stimmt nicht“. Kaum kommt er ihm näher, fliegt der Käfer kraftvoll los.

Irgendwie hat das Kampftraining der Schüler beim alten Meister, das immer wieder mal in Rückblenden vorkommt etwas von Luke Skywalker und Obi Wan Kenobi. Bald ist es mit der Idylle vorbei, Besouro wird älter und nachlässiger. Weil er seinen Meister nicht schützt, wird dieser von weißen Farmherren, denen das rebelische Capoeira-Training ein Dorn im Auge ist, umgebracht. Aus dem Jenseits begleitet Mestre Alípio seinen Schüler Besouro weiter. May the force be with you, young Besouro. Es ist aber nicht die Kraft der Jedis, sondern die Götterwelt des Orixa, die ihm Kraft geben sollen.

Capoeira ist die einst als Tanz getarnte Kampfkunst, welche die aus Afrika verschleppten Sklaven – unglaubliche 3 Millionen insgesamt – aus ihren Traditionen weiterentwickelten. Auch nach dem Verbot der Sklaverei Ende des 19. Jahrhunderts lebte die Mehrzahl der schwarzen Brasilianer in feudalen Verhältnissen auf den Großplantagen. Capoeira war eine Möglichkeit, Selbstbewusstsein und Verteidigung zu üben und blieb bis 1937 verboten. Ein Schicksal, dass auch die afrobrasilianische Religion des Candomblé oder der Sabma lange teilten. Heute ist Capoeira längst ein Nationalerbe mit beeindruckenden Ausdrucksformen, wenn es nicht gerade von Neo-Hippies rund um den Globus zum reinen Esoterikschmonzes gemacht wird.
Auch die Kampfszenen in „Besouro“ sind beeindruckend, recht schnell wähnt man sich aber eher in einem Karate-B-Movie; dann wieder in einem Italo-Western. Das ist zwar recht unterhaltsam. Aber die Referenzen rauschen vorbei, recht wenig bleibt übrig von der Subtilität und Musikalität, die Capoeira von den Martial Arts abhebt.

Am Ende fliegt Besouro durch die Gegend als wäre er aus „Tiger and Dragon“ entsprungen. Leider plätschert auch die Geschichte etwas dahin. Die Liebesgeschichte zwischen Besouro und Dinorá ist vorhersehbar, die Rachegelüste des verschmähten Liebhabers und ehemaligen Capoheira-Gefährten ebenso. Ein Film, der mit etwas mehr Story und etwas weniger Pathos als Panorama-Special mehr geglänzt hätte.

Kommentare ( 1 )

jaaaaaaa. der gastkommentar aus Sao Paulo - wir sind so verdammt kosmopolitisch. Gut gebrüllt R!

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Titel

Orignaltitel

Besouro

Credits

Regisseur

João Daniel Tikhomiroff

Schauspieler

Jessica Barbosa

Aílton Carmo

Anderson Santos de Jesus

Flávio Rocha

Irandhir Santos

Land

Flagge BrasilienBrasilien

Jahr

2009

Dauer

95 min.

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