« November 2008 | Main | Januar 2009 »

Dezember 2008

Berlinale 2009: Erste Filme des Wettbewerbs

Yuheee...die Berlinale hat ein weiteres Türchen im Adventskalender für uns geöffnet und die ersten Filme für die Offizielle Sektion verlauten lassen. Damit schon mal die Kritiker, die immer sofort schreien: "Wo ist der deutsche Film?", ruhiggestellt werden, ist gleich einer mit dabei. "Alle Anderen" von Maren Ade widmet sich einem wunderbar bösen Thema, das schon Rainer Kaufmann in „Ein fliehendes Pferd“ trefflich ausgekostet hat: Pärchen trifft Pärchen im Urlaub.

Auch „The Private Lives of Pippa Lee“ bedient sich der nie versiegenden Quelle der Beziehungsthemen. Ein Mann verlässt seine Frau wegen einer Jüngeren, was dieser den Boden unter den Füssen wegzieht. Rebecca Miller ist nicht nur die Regisseurin des Films sondern auch die Autorin des gleichnamigen Buches. Sehr geschickt, kann ich da nur sagen. Eines steht jetzt schon fest: den Frauen, denen der Mann erliegt, mangelt es nicht an Attraktivität, denn sie werden von Winona Ryder, Monica Bellucci und Julianne More gespielt.

Aber es gibt auch was für die Damen: das "Mützchen" Gael García Bernal kommt wieder nach Berlin.

Continue reading "Berlinale 2009: Erste Filme des Wettbewerbs " »

So GROSS wie es geht - BIG Films on BIG Screen

berlin_international.jpg

Berlinale Retro widmet sich den 70mm Monumentalstreifen

Die Retrospektive der Berlinale 2009 widmet sich den breiten, gigantischen, fetten, Cinemascope 70mm Schinken! Wie vor 50 Jahren, als das Kino sich bedroht sah durch den Fernseher, so fürchtet man auch jetzt die Faulheit der Leute. Das dazugehörige Filmfutter der Couchpotatoes heute: Die DVD. Deshalb laufen im Kino Werbungen für das eigene Medium, die die Einzigartigkeit der großen Leinwand beschwört, und die Berlinale setzt jetzt noch einen drauf: selbst der tollste Beamer wird nie hinbekommen, was ein 70mm Film bietet.

Und so monumental wie das Format sind dann auch die Stoffe:
Ben Hur, Cleopatra, Lawrence von Arabien, 2001 Odysse im Weltraum. Aber außer den amerikanischen Megablockbustern gibt es auch vom damaligen Klassenfeind Filme in 70mm. Den sowjetischen Film Dnewnyje swesdy -Tagessterne und einige Defa-Produktionen werden zu sehen sein.

Das wunderbare Kino International, als drittes Großkino Anfang der 60er Jahre in Berlin gebaut, dient standesgemäß 2009 als Stammkino für die Restrospektive. In einer Mischung aus Digital und altbewährter Analog Projektion werden die Breitwand Filme endlich mal so zu sehen sein, wie sie gedacht waren. Wer Ben Hur oder Lawrence von Arabien nur von langweiligen Sonntagnachmittagen um Weihnachten aus der Glotze kennt, wird dann einen ganz anderen Film kennenlernen können.

Der Film zur Krise:
Berlinlale Eröffnungsfilm zeigt böse Banken

internat.jpg

Tom Tykwers Film The International eröffnet die Berlinale. Und worum geht es: das Schweine(banken) System - kann man aktueller sein?
Helden gegen die Finanz-Krake sind Clive Owen als Interpol Agent und eine New Yorker Staatsanwältin gespielt von Naomi Watts. Die beiden kämpfen gegen eine mächtige Bank mit dunklen Machenschaften. Ob es um Derivate und Hedge Fonds oder um klassische Banken-Filmthemen Waffenhandel und Drogenwäsche geht, ist noch nicht bekannt.
Aber dennoch: Tykwer hat es voraussehen können: die staatlichen Institutionen kämpfen gegen wild gewordene Banken und sind die einzigen, die noch Glaubwürdigkeit zeigen und Vertrauen verstrahlen. Aber bestimmt auch zu fieseren Mitteln greifen als nur ein paar hundert Milliarden aus der Staatskasse zu leiern...

Produziert ist der Film von John Woo, das verspricht in jedem Fall auch Action und Fäuste und keine Eichinger-Das-Parfüm Glattheit - ist zu hoffen.
The International wird außer Konkurrenz präsentiert.

"Fireworks Wednesday" von Ashgar Farhadi

fwwednesday.jpg

Frauenpower und verstörte Männer im Iran

Ach, wieder so symbolisches iranisches Kino, konnte man denken in den ersten Minuten: Ein junges Paar auf dem Moped in den Bergen (um die westlichen Zuschauer zu überraschen „Ach, da gibt es Schnee??“), dann bleibt der Tschador der Frau in der Kette hängen, die beiden stürzen. Was das wohl bedeutet? Dann hat es sich auch schon mit Symbolkino. Die Szene war allerdings symbolisch genug für die Zensoren im Iran - dort durfte sie nicht gezeigt werden - zu politisch.

Fireworks Wednesday gehörte zu den Kassenschlagern der letzten Jahre im Iran und ist zugleich auf vielen Festivals im Rest der Welt gut angekommen. Aus gutem Grund: er gewährt Einblick in einen Teil der iranischen Gesellschaft, den man selten im Kino vorgeführt bekommt: den eher „westlichen“ und weltlichen Norden von Teheran. Und damit Figuren, bei denen wir nicht einfachen Leuten vom Land bei ihrem Ringen mit der Welt in einer lyrisch-symbolischen Filmsprache zuschauen. In diesem Film geht es um kaputte Ehen, Lügen und Sex mit der Nachbarin. Allerweltsthemen.

Die Fahrt des jungen Paares vom Dorf in die Stadt ist also doppelt symbolisch: der Regisseur will sich auch von den berühmten iranischen Filmemachern wegbewegen, deren Geschichten fast immer auf dem Dorf spielen. Nach dem Prolog treffen wir auf Stadtbewohner und ihre Probleme, wie man sie wohl überall findet, wo Männer und Frauen versuchen Ehen zu führen.

Continue reading ""Fireworks Wednesday" von Ashgar Farhadi" »

"Three Monkeys" von Nuri Bilge Ceylan

tuerkei_klein.jpg

Was ist nur mit diesen Menschen los? Ein Familienvater, der ohne mit der Wimper zu zucken für seinen Chef ins Gefängnis geht. Eine Frau, die sich so offensichtlich selbst belügt, dass sie immer wieder laut darüber lachen muss. Ein Sohn, der eine besondere Form der Rebellion lebt, indem er den Großteil des Tages schlafend im Bett verbringt und ansonsten todtraurig in die Welt schaut. Das Reden wird nicht groß geschrieben in dieser Familie. Das Nicht-Reden über bestimmte Dinge dagegen schon – ebenso wie das Nicht-Hören und Nicht-Sehen von allem, was schmerzhaft, kompliziert oder unangenehm sein könnte. Der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan erzählt in Three Monkeys die Geschichte von drei Menschen, die wie jene berühmten drei Affen nach dem Prinzip „See no evil, hear no evil, speak no evil“ handeln. Und sich dabei immer tiefer in ihre Hilflosigkeit verstricken.

Continue reading ""Three Monkeys" von Nuri Bilge Ceylan" »