"Le premier venu" von Jacques Doillon

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Manchmal ist Schicksal nicht dass, was einem zufliegt, sondern das, was vor einem flüchtet. Wie sonst ist es zu erklären, dass Camille immer noch um Costa wirbt, nachdem er beim ersten Zusammentreffen auf ihre Hingabe nur mit Gewalt antworten kann. Nicht nur der Zuschauer auch Costa selbst kann Camille nicht begreifen.

Costa entzieht sich ihr, doch die zwanzigjährige Camille hat ihren Glauben, dass Costa der "Auserwählte" ist. Der Auserwählte hat nur ein Kriterium zu erfüllen: er muss der Erstbeste sein, "Le premier ventu", der Erstbeste, der sie braucht.
Diesem will Camille ihre Liebe schenken. Diese schein Costa auch dringend nötig zu haben, denn er hat im Leben so ziemlich alles vermasselt: er war im Gefängnis, ist abhängig und hat seine kleine Tochter seit Jahren nicht mehr gesehen. Voller Selbstverachtung und Aggression glimmt die Hoffnung auf ein anderes Leben nur noch sehr schwach. Camille dagegen hat noch alles vor sich und in ihrer jugendlichen Suche nach den Möglichkeiten des Lebens, will sie dem Schicksal nicht seine vorgezeichnete Bahn lassen. Entgegen allen Widerständen versucht sie als engelsgleicher Machiavelli der Liebe die Lebensfäden um Costa neu zu binden. Damit bringt sie sich, Costa und einen Polizisten, der sich in Camille verliebt hat, an den Rand einer Katastrophe.

Nach 16 Jahren ist der französische Autorenfilmer Jacques Doillon ("Le petit crimenel", "Ponette") wieder auf die Berlinale zurückgekehrt. 1992 war er das letzte Mal mit "Le jeune Werther" im Wettbewerb vertreten. In "Le premier venu" finden sich wieder die Hauptthemen im Werk von Doillon: Dreiecksbeziehungen und Gefühlswelten von Jugendlichen auf ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen. Sein Film ist nah an seinen Figuren und doch der Realität entrückt. Die Dialoge zwischen Camille, Costa und dem Polizisten haben keine Hintertür. Sie sind direkt und ehrlich. Die Gefühle und Gedanken liegen offen zu Tage. Es sind philosophische Exkurse über Liebe und die Schicksalshaftigkeit des Lebens, die ohne weiteres auch als Hörspiel aufgeführt werden könnten. Wer sich auf die Unglaublichkeit des Filmes einlässt, der erlebt nicht nur eine faszinierende Clémentine Beaugrand in ihrem Filmdebüt sondern auch eine ungewohnte filmische Erzählweise, die nie vorhersehbar ist.

Kommentare ( 3 )

Ich empfand es als eine ziemliche Herausforderung, dieser Geschichte so lange zu folgen...irgendwie hat es sich mir nicht erschlossen, was die gute Camille an diesem jungen Mann eigentlich findet. Aber wahrscheinlich war genau das der Punkt. Naja. Zwei Stunden lang in Camilles schöne dunkle Knopfaugen zu schauen hat mich für meine Ratlosigkeit jedenfalls nicht entschädigt...

ja unanstrengend ist was anderes...costa ist extrem unsymphatisch, da gibt es so gut wie gar keine fläche zur identifizierung...aber dies augen, das fand ich auch, die sind doch fuer die leinwand gemacht...

leider hat sich mir gänzlich jeder reiz dieses films entzogen. die charakterdarstellungen der leute waren inexistent - jede einzelne person hat vollkommen unnachvollziehbar gehandelt. warum läuft camille costa nach? und warum verfolgt sie die geschichte mit seiner tochter so nachdrücklich? was sollte das mit dem makler? sowas von unrealistisch! nervig, einfach. und mehr als ihren blick hat die gute camille leider auch wirklich nicht zu bieten.

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Titel

Orignaltitel

Le premier venu

Englischer Titel

Just Anybody

Credits

Regisseur

Jacques Doillon

Schauspieler

Clémentine Beaugrand

François Damiens

Jany Garachana

Guillaume Saurrel

Gérald Thomassin

Land

Flagge BelgienBelgien

Flagge FrankreichFrankreich

Jahr

2008

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