Kontrollzone Berlin

Schon auf der Einfahrt nach Berlin wurde mir gestern klar: dieses Jahr ist irgendetwas anders. Auf Las Vegas ähnlichen Leuchttafeln wird man schon auf der Autobahn darauf hingewiesen, dass man nicht mehr "einfach so" nach Berlin City reinfahren darf: nur noch plakettiert. Sonst: Kontrolle, 40 Euro, ein Punkt in F.

Am nächsten Morgen am Potsdamer Platz scheint dagegen wieder alles so wie ich es letztes Jahr zurückgelassen habe. Gleich im Foyer des Pressezentrum tönt mir das Sprachgewirr aus Schwedisch, Spanisch, Koreanisch und Chinesisch entgegen. Eingelullt von den Schwingungen des Wohlbekannten bezahle ich weihnachtsselig meine 40 Euro, die hier viel besser aufgehoben sind, und bekomme dafür meinen Festivalausweis. Dazu ein kleines weißes Blatt Papier. Doch so unschuldig wie es tut ist es nicht:

Karten, die Akkreditierte holen sind nur noch mit Festivalausweis gültig. Dies wird gewährleistet durch: Kontrolle, sonst: draußen bleiben.

Ich suche Zuflucht im Netz und dort wartet auch schon eine Email der Berlinale auf mich: Fotos auf Pressekonferenzen, nur noch von akkreditierten Fotografen. Das war eigentlich schon immer so, jedoch war man sehr liberal, wenn Journalisten einen Schnappschuss von De Niro gemacht haben ohne Fotografenplakette zu tragen. Das hat jetzt aber ein Ende. Jetzt gibt es: Kontrolle und wenn Foto ohne Plakette, dann Akkreditierung weg.

Etwas irritiert über den rauen Berlinale Wind beende ich den Tag -1 vor dem Start morgen. Ich frage mich, ob sich Berlin und sein Festival verändert haben, ob der undiskrete Charme dieser Stadt und seiner Kulturinseln alldeutschem Regelungssport weichen wird. Vielleicht bin ich in 10 Tagen schlauer.

Übrigens: das Kontrolle auch sein gutes hat, beweisst die neueste Ausgabe von Kinokarate.

Kommentare ( 2 )

Aber Berlin ist doch auch das: Ein rauchender BVG Busfahrer am Flughafen Tegel, direkt unter dem Rauchen Verboten Schild. Der anschließende Dialog mit einem Touristen: "Was kostet es bis zum Zoo?"
Antwort: "500 Euro". Verwirrte Blicke, BVG Fahrer verzieht keine Miene, dann: "Komm rinn Junge, für dich is heut umsonst." Auf solche Leute setz ich auch beim plötzlich ausgebrochenen Kontrollwillen.

Die Kinokarate-Redaktion hat die Zeichen der Zeit erkannt. :-)

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