Cannes spricht deutsch
Wie kann man über ein Film-Festival an der Côte d’Azur schreiben, wenn man in Bayern festsitzt? Wenn vor dem Fenster nicht Angelina Jolie und Martin Scorsese vorbeiziehen, sondern deutsche Laster auf deutschen Autobahnen? Ich bin ein wenig sprachlos und ganz sicher neidisch, trotzdem aber auch voller Vorfreude, denn irgendwann werden es die vielen Entdeckungen von Cannes ja auch auf deutsche Leinwände schaffen.
Dass die deutschsprachigen Filme dieses Jahr besonders wohlwollend aufgenommen wurden, erfüllt die Abgesandten der deutschen Filmkritik hörbar mit Stolz.

Fatih Akins neuer Film „Auf der anderen Seite des Lebens“ aber wird nicht nur von ihnen sondern auch von der internationalen Filmkritik als heißer Kandidat auf die goldene Palme gehandelt. So ist Akin (Jahrgang 73) für die spanische Tageszeitung El pais „la voz de una juventud que necesita una identidad no nacionalista, una juventud que busca sus orígenes pero que detesta las banderas, que en definitiva cree que se puede -y se debe- vivir entre culturas.” (die Stimme einer Jugend, die eine nicht nationalistische Identität braucht, einer Jugend die nach seinen Urprüngen sucht, die Grenzen hasst, die glaubt sie kann – und sollte – zwischen den Kulturen leben“). Nach „Gegen die Wand“ ist „Auf der anderen Seite des Lebens“ der zweite Teil einer Trilogie. Leitthema ist diesmal nicht Liebe sondern der Tod.

