Wer Nikki A sagt, muss auch Nikki B sagen

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"a.k.a. Nikki S. Lee" von Nikki S. Lee (Forum)

Die südkoreanische Fotokünstlerin Nikki S. Lee ist eine Meisterin im Spiel mit Identitäten. In ihren inszenierten Bildern übernimmt sie immer andere Rollen. Für ihren Film „a.k.a. Nikki S. Lee“ nimmt sie zwei grundsätzliche Identitäten an: Die der introvertierten „Nikki A“, die am liebsten allein in ihrer Wohnung liest oder sich um Ausstellungsdetails kümmert oder ernsthafte kunsttheoretische Diskussionen führt und die der jetsettenden „Nikki B“, die die Kunstwelt bereist, um Sammler zu treffen, neue Aktionen zu planen und den Kunstbetrieb am Laufen zu halten. Bei dieser Konstellation von einer Dokumentation zu sprechen wäre sicher naiv, dennoch gibt der Film Einblicke in das anstrengende Künstlerleben zwischen Kunst und Business.

Nikki S. Lee wäre nicht Nikki S. Lee, wenn sie das Unterfangen des Dokumentieren nicht gleich zu Beginn ad absurdum führen würde. „Jetzt bin ich allein in meinem Hotelzimmer, weil ich auf Reisen gerne allein in meinem Hotelzimmer bin. Aber natürlich bin ich nicht allein, weil der Kameramann immer dabei ist“, erklärt sie. Der Zuschauer verbringt mit der Künstlerin eine interessante Zeit, vom Gewöhnlichen – Nikki A kauft in Frankfurt einen Fön – bis zum Extravaganten – Nikki B auf einer völlig dekadenten Party bei der Biennale in Venedig.

Ein Paradox fällt schnell auf: Egal ob Nikki A oder Nikki B - die Künstlerin wirkt immer ganz natürlich, obwohl oder gerade weil sie sich inszeniert, ist nicht zu entscheiden. Das könnte aber auch daran liegen, dass sie häufig unter Galeristen, Kuratoren und privaten Sammlern ist. Gerade letztere sind so offensichtlich überspannt und prätentiös, dass man meinen könnte, Kunst habe negative Auswirkungen auf die Hirndurchblutung.

Kurios sind die Einblicke in Nikki S. Lees künstlerische Arbeit. Ein Höhepunkt ist ein Fotoprojekt, für das Nikki in die Rolle einer jüdischen Braut schlüpft. Hier kann man sehen wie komplex und detailreich die Inszenierungen sind, die sie für ihre Kunst nutzt. Am Ende des Films hat man über die „echte“ Nikki S. Lee sicher nichts erfahren, denn die gibt es für das Publikum nicht. Aber man hat gesehen, wie hart das Kunstgeschäft ist, in dem es eine hervorragende Idee ist, seine eigene Künstlerpersönlichkeit durch das Schlüpfen in eine Rolle zu schützen. Ansonsten verliert man zwischen den Hysterikern der Kunstwelt wahrscheinlich den Verstand.

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Titel

Orignaltitel

A.K.A. Nikki S. Lee

Englischer Titel

a.k.a. Nikki S. Lee

Credits

Regisseur

Nikki S. Lee

Land

Flagge Republik KoreaRepublik Korea

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2006

Dauer

60 min.

Impressum