Memory for Max, Claire, Ida and Company von Allen King (2)

Vier Monate lang hat der Dokumentarfilmer Allen King alte Menschen in einem Pflegheim gefilmt, sehr alte Menschen: Und weil sehr alte Menschen auf uns oft faszinierend, rührend und abschreckend wirken, ist es ein sehr bewegender Film geworden. Ein halbes Jahr hat Allen King gebraucht, um überhaupt die Drehgenehmigung für das Altenheim zu bekommen...

Ein halbes Jahr hat Allen King auch bei seinem letzten Film für die Überzeugungsarbeit gebraucht, den er auf einer Sterbestation gedreht hat. Das sind Themen, die wir lieber wegschließen, da sie uns nicht betreffen. Alter und Tod: Keine Themen für eine schicke Berlinale-Party. Überhaupt keine Themen, mit denen wir uns gern beschäftigen. Verrückt, als hätten wir damit nichts zu tun. Dabei ist, egal wer wir sind und was wir werden, eins ist ziemlich sicher: Wir werden – wenn es gut läuft – alt und - egal wie gut es läuft - wir werden sterben.

Die Menschen im Film sind alt, und leiden an Demenz oder Alzheimer. Sie vergessen die grundlegendsten Dinge: Dass ihr bester Freund vor drei Tagen gestorben ist, dass sie nicht drei, sondern vier Kinder hatten, dass sie 40 Jahr lang verheiratet waren: „Oh really? And what was his name...?“ Das wirkt grotesk, komisch und tragisch zugleich.
Das vergangene Leben droht komplett zu verschwinden, alles ein dahingelebter Zufall, an den sich am Ende eh niemand mehr erinnert: Das stellt unsere Identität, unser ganzes Leben in Frage. Manchmal halten die Alten verwirrt inne, wenn sie sich bewusst werden, das sie ihr Gedächtnis verlieren. „Am I loosing my memory?“, fragt Claire besorgt. Das macht uns Angst und fasziniert zugleich: Das Vergessen ist uns vertraut, aber hier ist es völlig außer Rand und Band geraten.

Natürlich ist es kein Spaß alt und krank zu sein. Doch die Menschen, die King filmt, verlieren trotz ihrer Krankheit nie ihre Würde: Sie sind unglaublich komisch, traurig, verliebt, sagen mal weise, mal kindische Dinge. Und das mit neunzig Jahren! Murray, ein alter Kriegveteran im Rollstuhl, hat einen Heidenspaß wenn er mit allen Frauen auf der Etage flirtet. Ida wundert sich selbst wie alt sie ist: „Ich glaub es nicht“, sagt sie, „wie stark ich noch bin. Ich muss aus Eisen sein.“ Je länger wir den alten Menschen zuschauen, desto vertrauter werden sie, desto näher kommen sie uns. Ein Ausflug wie in eine andere Welt, die viel mehr mit uns zu tun hat als wir vielleicht meinen.

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Allen King

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Titel

Orignaltitel

Memory for Max, Claire, Ida and Company

Credits

Regisseur

Allan King

Land

Flagge KanadaKanada

Jahr

2005

Dauer

112 min.

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