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30.10.09

Hof 2009: "1000 Meilen von Taschkent" von Katharina Wyss

"Guck mal, da der Fernsehturm", "Ah, mal wieder die Boheme an der Kastanienallee", "Unser Kotti!" - Berlin Filme. Wir sind begeistert, wenn wir alles wiedererkennen.

Manchmal ist aber etwas noch stärker, wenn man es nicht zeigt. Das beweist „1000 Meilen von Taschkent“. Der Seminarfilm, den Katharina Wyss an der DFFB gedreht hat, ist zu hundert Prozent ein Berlin Film, ohne dass er sich der typischen Berlinsymbole bedienen müsste. Es ist die Kulisse von Bahnhöfen und Straßen ohne Namen und auch der Berlin-Existenzialismus der Hauptfiguren, die ein Berlin sichtbar machen, wo Vision, Hoffnung und Wahnsinn sich so nahe sind wie sonst nirgendwo in Deutschland.

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Sao Paulo 2009: "Walachei" von Rejane Zilles

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Deutsche Siedlungsgebiete in Rio Grande do Sul/ Brasilien

Die sprichwörtliche Walachei liegt nicht nur in Rumänien, sondern auch in Südbrasilien. In abgelegenen Dörfern wie Frankenthal, Jammerthal und Bananenthal leben noch heute Nachfahren deutscher Einwanderer, die seit 1820 zu Tausenden dort hin auswanderten. Bis heute leben sie nicht viel anders als ihre Vorfahren: Täglich arbeiten sie auf dem Feld, stellen ihr eigene Butter her, backen Brot und schmieden Werkzeuge.

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Sao Paulo 2009: "Transcending Lynch" von Marcos Andrade

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Leicht irrer Blick: David Lynch.

Was ist das denn? Ein Film über den Besuch von David Lynch in Brasilien, der dort im August 2008 sein Buch über „Transzendentale Meditation“ vorstellte. Aha. Klingt ausreichend schräg denke ich mir, aber gibt das was her für eine Dokumentation in Spielfilmlänge? Die kurze Antwort ist: Nein.

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Sao Paulo 2009: Publikumsfreundliches Mostra

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Das "Mostra" ist ein sehr zugängliches Festival: Wer nicht gerade Freitag oder Samstag abend kurzfristig Karten sucht, kann in Sao Paulo entspannt Filme schauen: Im "Centro Cultural" sogar umsonst, ebenso im Zentrum miten auf der Hauptstraße "Paulista" - zumindest wer es bei dem derzeit regen-nasskalten Wetter auf sich nimmt auf den Plastikstühlen neben dem vorbeirauschenden Verkehr Platz zu nehmen.

Sao Paulo 2009: "L’insurgée" (Restless) von Laurant Perreau

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Die 18jährige Claire lebt nach dem Tod ihrer Mutter alleine mit ihrem ungeliebten Großvater (der Regisseur konnte dafür den großen Michael Picccoli gewinnen) zusammen. Der Weltkriegsveteran ist unzugänglich und lässt sie, abgesehen von gelegentlichen autoritären Anwandlungen, allein. Claire ist auf der Suche nach sich selbst, was in der Einsamkeit der herbstlich gestimmten Bretagne kein leichtes Unterfangen ist.

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Sao Paulo 2009: "Efeitos Secundários" (Nebenwirkungen) von Paulo Rebelo

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Eine Nummer zu groß: Fassbinders "Angst essen Seele auf" mit Brigitte Mira und El Hedi ben Salem

Im Gespräch nach dem Film benennt Paulo Rebelo die Vorbilder für seinen Film:
Der 1955 erschienene „All that Heaven allows“ von Douglas Sirk und der daran orientierte Fassbinder-Klassiker „Angst Essen Seele auf“ (1974). In beiden Filmen geht es um die Einsamkeit von älteren Frauen, die mit unkonventionellen Liebesbeziehungen an den gesellschaftlichen Realitäten ihrer Zeit tragisch scheitern: Bei Douglas Sirk in der Beziehung zu einem jüngeren Mann aus einfachen Verhältnissen, bei Fassbinder in der Liebe zu einem „Ausländer“ in den miefigen 70er Jahren.

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Sao Paulo 2009: "Os Sorrisos do Destino" (Das Lächeln des Schicksals) von Fernando Lopes

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Fernando Lopes erzählt eine seltsame Dreiecksgeschichte. Die ehrgeizige Literaturprofessorin Ada verliebt sich in den smarten, viel jüngeren angolanischen Schriftsteler und Diplomaten „Manuel B.“ Adas Mann Carlos erfährt von dem Verhältnis und zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus.

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Hof 2009: Ankunft in Hof

Mit entwaffnender Herzlichkeit wird man im Akkreditierungsbüro der Hofer Filmtage begrüßt. Man kann auch gleich mithelfen, den Fotodrucker zu reparieren, der die Ausgabe des frisch geschossenen Porträt für den Akkreditierungsausweis hartnäckig verweigert. Das Hof-Feeling, was es von den großen Brüdern und Schwestern in der Festivalwelt unterscheidet, ist gleich wieder da. Auch wird ganz geschwind noch ein Hotelzimmer im "Hotel am Kuhbogen" organisiert. Perfekt! So geht es mit frischen Rückenwind in den ersten Film.