Ein kleines deutsches Weltwunder, was Valeska Grisebach da geschaffen hat. Immerhin hat sie es geschafft, mich morgens gegen Viertel vor zehn zum Weinen zu bringen. Eine Szene, die - und nicht nur die - Szeneapplaus bekommen hat. Szenenapplaus in Deutschland, also bitte! ...
... aber der Reihe nach: "Ein Mann und eine Frau leben in der Nähe von Berlin...", so beginnt die Inhaltsangabe im Begleitheft. Markus und Ella. Gleich zu Beginn leistet er erste Hilfe bei einem Autounfall, der sich als Doppelselbstmord eines unbekannten Paares herausstellt.
Das beschäftigt Markus, er diskutiert es mit seinen Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr. Er diskutiert es mit seiner Frau und dann fährt er mit der Feuerwehr auf ein Fortbildungswochende beginnt eine Affäre mit einer anderen Frau, die eines Tages vom Balkon fällt, ohne sich ernsthaft zu verletzen.
Klingt ein bisschen langweilig oder? Dachte ich auch und ging entsprechend mit allen gesammelten Vorurteilen gegen das junge deutsche Kino in die Vorstellung.
Aber Valeska Grisebach kriegt einen. Sie und ihre Schauspieler, die allesamt Laien aus jenem kleinen Dorf sind. Andreas Müller (der Axel Prahls Bruder sein könnte) aber ihm noch voran Ilka Welz, deren Art (als Ella) Markus zu lieben, diese Unbedingtheit, haut einem die Beine weg. Mir jedenfalls.
Ich habe keine Ahnung, was es am Ende ist, das diesen Film so großartig macht, vielleicht, dass er am richtigen Punkt aufhört, dass man mit den Menschen lacht (und man lacht viel) und nicht über sie, oder eine der vielen anderen Filmdeutschplatitüden.
Jedenfalls, blabla, ein Juwel. Angucken.
Wann genau ich geweint habe? Jedenfalls nicht, als Markus die Schrotflinte auf sein Herz richtet. Viel früher.
Kommentare ( 1 )
Noch ein paar Vermutungen, warum es ein besonderer Film ist:
Anders als die meisten Lieben auf der Leinwand, zeigt sich hier eine ganz individuelle glaubwürdige Form von Liebe und dies in einer Körperlichkeit, die mich umgeworfen hat. -
Die Ambivalenz zwischen der Liebe zu den Figuren und ihre Intensität und dem Ausstellen ihrer Schwäche bleibt immer erhalten. Auch der Plot weiß bis zum Ende nicht, ob das alles einfach dumm oder sehr romantisch ist. -
Aber: Ich zumindest lachte – anders als Jens -nicht mit den Figuren, sondern über sie. Denn für die Figuren des Films ist das alles bierernst und überhaupt nicht komisch. Ein tiefer Respekt für sie jedoch ist im Film und erlaubt ihm so schonungslos mit ihnen umzugehen, ohne sie zu verraten.
Posted by Veronika | 17.02.06 09:52