Bäume. Bäume und Söhne. Söhne. Söhne und Pferde. Bäume. Bäume und Söhne. Bäume und Söhne und Pferde. Ein Wettbewerbsfilm. In Hans Petter Molands OUT STEALING HORSES geht es in der Tat um Väter und Söhne, um die Geschichte Norwegens im Zweiten Weltkrieg, um Schmerz, Verlust, Wut, Vergessen und Erwachsenwerden. Ja, auch um die Liebe. Das alles spielt in einer wunderschönen Gebirgs- und Flusslandschaft zwischen Norwegen und Schweden. Leider gibt es darüber schon einen Roman, wohl einen sehr guten, wie man hört, jedenfalls einen äußerst erfolgreichen. Pet Pettersons Vorlage für den Film. Eine ziemlich schlechte Idee ist es dann, Passagen aus dem Buch zu zitieren und sie mit den entsprechenden Bildern zu unterlegen. Doppelt gemoppelt wirkt bisweilen neutralisierend.
Stellan Skarsgård spielt einen alten Mann auf Entdeckungsreise in die Wunden seiner Jugend gewohnt souverän unbewegt, mit eindrucksvollem Knautschgesicht. Sein Alter Ego für die Rückblenden kann da leider schauspielerisch nicht ganz mithalten. Weiterhin treten auf ein sehr viel Testosteron versprühender Vater, der seinen Sohn zum „richtigen Mann“ erziehen will. Er wird die Familie bald verlassen, will dem Filius im letzten gemeinsamen Sommer aber doch noch mal schnell ein paar Lebensweisheiten mit auf den Weg geben. Von „Du bestimmst, wann es wehtut“ (in Bezug auf Brennnesseln aber vermutlich auch darüber hinaus), bis zu „Ich entscheide, wann mein Holz geschlagen wird“ (was einen anderen Mann sein Bein, dem eigenen Sohn fast das Leben kosten wird). Es geht zudem um Sehnsüchte, erstes Verliebtsein, Schuld, tragische Familiengeschichten und vieles mehr.
Leider ersäuft der Film in seiner eigenen Schönheit. Er verlässt sich auf die wunderbaren Naturbilder und die feine Poesie des Romans, und vergisst darüber ganz, für sich selbst, als Film, zu funktionieren. Wer zwei Stunden lang Männern, Bäumen, Söhnen und Vätern in toller Kulisse zuschauen möchte, kann den Film vermutlich trotzdem genießen.
Foto: © 4 1/2 Film
Kommentare ( 1 )
"Wer zwei Stunden lang Männern, Bäumen, Söhnen und Vätern in toller Kulisse zuschauen möchte, kann den Film vermutlich trotzdem genießen." - haha. Cool. Der passt dann ja zum back to nature Trend der Großstädter, der Landlust und Umlandsmanie der Neo-Laubenpieper, die alle Montags wieder in den Agenturen, Verlagen und Medienkonzernen schaffen gehen, und sich doch fragen: Mann, was ist nur los? Holzhacken gibt es bestimmt auch schon als Achtsamkeitskurs...
Posted by Christian | 12.02.19 14:13