"La journée de la jupe" von Jean-Paul Lilienfeld

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Warum bin ich eigentlich in diesen Film gegangen? Ok, ich gebe es zu: wegen Isabelle Adjani. Schließlich war sie in meiner Zeit eine Ikone. Unvergessen ihre Rolle in Luc Bessons Subway gemeinsam mit dem wasserstoffblonden Christopher Lambert. Zwischen diesen beiden Rollen liegen jetzt fast 25 Jahre und der Unterschied könnte nicht größer sein.

Adjani spielt in „La Journée de la jupe“ eine Lehrerin am Rande des Nervenzusammenbruchs, die mit ihrer Multikulti-Klasse nicht zurecht kommt. Als sie bei einem der Schüler eine Pistole entdeckt, gerät sie in einer bedrohlichen Situation vollkommen außer Kontrolle und nimmt ihre Klasse als Geisel. Euphorisiert durch die neue Macht, die sie auf einmal hat, fordert sie den Respekt ein, den sie in ihrer normalen Unterrichtsalltag nie hatte. In dieser Extremsituation treten aber auch die Konflikte der Schüler untereinander zu Tage und es wird immer schwieriger einen Schuldigen für die verfahrene Situation auszumachen.

Als sozialkritischer Beitrag ist „La Journée de la jupe“ sicherlich gut gemeint und die dargestellte Problematik ist alles andere als realitätsfern. Lehrer sind mit den Problem überfordert, eine auseinanderdriftende Gesellschaft im Klassenraum für 45 Minuten wieder zusammenzukitten. Der Film greift da dieselben Themen auf wie "Entre les murs" von Laurent Cantet. Doch während es dem Gewinner der Goldenen Palme 2008 gelingt, durch die Nähe zu seinen Darstellern ihnen auch auf der Leinwand eine eigene Persönlichkeit zu geben, bleiben die Schüler in „La Journée de la jupe“ Stereotypen ohne eigenes Gesicht. Für Zwischentöne lässt der Film seinen Darstellern allerdings auch wenig Raum, denn sie spielen in einem Zustand der permanenten Eskalation, in der jeder einmal die Pistole haben und rumschreien darf.

Die letzte Filmrolle hatte Isabelle Adjani in "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" mit Omar Sharif. Das ist jetzt fünf Jahre her. Zwar kann sie in der Rolle der hysterischen Lehrerin durchaus überzeugen, ihr großes Leinwand Comeback ist „La Journée de la jupe“ aber noch nicht.

Kommentare ( 4 )

"in meiner zeit" klingt waaaaaahnsinnig lang her. sind doch nur 25 jahre, unsere zeit mit christopher lambert und sagenhaft schlechten filmen wie highlander u.a....;-)

ich steh zu meinen filmgeschmack von "damals" ;) auf highlander und queen lass ich nichts kommen. und 25 jahre sind immerhin 1/3 eines lebens...

Egal, wie die Adjani früher war, oder welcher Regisseur die besseren Filme macht: Die Form des Films und seine Geschwindigkeit gibt eben die von ihm gezeigte Realität wieder: Dauerhafte, atemlose Eskalation, die keine Pause erlaubt. Weil genau dies an den Schulen Europas passiert und weil der Film fast jede Stimme sprechen lassen will, die sich zum Thema Gewalt und Migration äußert. Das Ende des Films ist dürftig und überzogen, aber die Essenz bleibt. "La journée de la Jupe" zieht rein in die Ohnmacht und Verzweiflung, der nicht nur eine Lehrerin irgendwo in den Banlieus ausgeliefert ist, sondern mit der wir konfrontiert werden; wenn noch nicht jetzt, dann in Kürze mehr und mehr. Damit, dass manche brutal die Worte "Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Respekt und Demokratie" für sich selbst benutzen, um jene anderen Menschen mundtot zu machen, die dafür einstehen möchten und die bisher für die Erfüllung dieser Werte gekämpft haben. Er könnte an manchen Hauptschulen Schulstoff werden.
Ihr könnt Euch ja weiter über alte Filme in alten Zeiten unterhalten...

@clondion: gut, dass es auch eine andere meinung zum film gibt. wie gesagt, dass anliegen ist ehrenwert und die darstellung auch nicht realitätsfern. kann mir auch gut vorstellen, dass es als theaterstück für schulen adaptiert wird. es funktioniert vielleicht besser im theater als auf der leinwand. schau die trotzdem mal "entre les murs" (engl. titel "The class") an. würde mich interessieren was du dazu denkst.

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Titel

Orignaltitel

La journee de la jupe

Deutscher Titel

Heute trage ich Rock

Englischer Titel

Skirt Day

Credits

Regisseur

Jean-Paul Lilienfeld

Schauspieler

Isabelle Adjani

Sonia Amori

Kévin Azaïs

Khalid Berkouz

Jackie Berroyer

Salim Boughidene

Mélèze Bouzid

Yann Collette

Sarah Douali

Fily Doumbia

Yann Ebongé

Hassan Mezhoud

Denis Podalydès

Karim Zakraoui

Land

Flagge BelgienBelgien

Flagge FrankreichFrankreich

Jahr

2008

Dauer

87 min.

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