Sorgenkind der ganzen Schule und auch von Herrn Grothe. Intelligent, aber aggressiv, schlagfertig und redegewandt, aber mit einer Leseschwäche, antriebslos aber auch auf der Suche nach etwas, das ihn bewegt, will Aufmerksamkeit und jemanden, der ihn lobt und meint mit seinen Terror genau das zu erreichen.
Herr Grothe trifft es ganz gut, als er sagt: „Zwei Jahre der König und 40 Jahre Hilfsarbeiter.“ Obwohl er Recht hat, trifft es Nico, denn der Junge ist nicht blöd, meint manchmal zu verstehen, was auf dem Spiel steht.

Es ist eine seltsame Symbiose dieser beiden: Herr Grothe, der ihn nicht aufgeben will und Nico als Herausforderung sieht, und Nico, der Beachtung, vielleicht sogar Zuneigung will aber sofort enttäuscht ist, wenn er nicht die alleinige Aufmerksamkeit bekommt oder sich zurückgewiesen fühlt. Die beiden führen so was wie eine gestörte Liebesbeziehung. Mal herrscht vorsichtige Nähe und Vertrauen, dann wieder Verletzungen und Ablehnung und es folgen impulsive, sehr krasse Reaktionen.

Weil Grothe Nico knacken will, fühlen sich auch die anderen Schüler irgendwann nicht genug beachtet von Herrn Grothe, an dem sie aber offenbar bewundern, dass er sein Ding durchzieht und vor allem das tut, was für Lehrer sehr gefährlich ist: Er ist offen, zeigt seine Gefühle und macht sich so angreifbar, so authentisch und ehrlich er dabei auch sein mag. Das wird Nico am Ende ausnutzen.
Aber auch wenn die Beziehung der beiden dann endgültig zerbricht, so gewinnt Grothe die Achtung der ganzen Klasse. Nur ob er weiter Lehrer sein kann, das scheint er noch nicht zu wissen.

Ein bewegender Film, der sowohl von der Härte des Berufs erzählt und einen verstehen lässt, warum so viele Lehrer mit 50 oder schon früher am Ende sind und warum es mehr als den Berufswunsch braucht Lehrer/Beamter zu weden, um ein Lehrer zu SEIN (wie man eben Arzt sein kann oder nur Medizin studiert hat).
Außerdem, ein toller Film, weil er die einfachen Lösungen und Erklärungen nicht zulässt: Nico der Schläger ist eigentlich eine gute Seele und schlau, die stumpfe Ipodhörerin zeigt sich am Ende als reflektierte und begabte Schreiberin, und alle zusammen am Ende als eine Gruppe, die den Namen Klassengemeinschaft wirklich verdient. Da hat dieser zusammengewürfelte Haufen also wirklich was fürs Leben gelernt und nicht für die Schule, wie der alte Lateinerspruch ja immer lautet! Und den Unterschied hat eben ein guter Lehrer gemacht.