„Aus der Ferne“ ist ein fast kommentarloses Bilderbuch der Reise des Berliner Regisseurs Thomas Arslan durch die Türkei. Sie beginnt in Istanbul und Ankara und endet in den kurdischen Gebieten des Ostens. Nur wenn Arslan eine neue Reisestation erreicht, hören wir zur Einführung ein paar Sätze aus dem Off. Ansonsten wird uns die Aufgabe überlassen, in den langen Einstellungen den richtigen Bildausschnitt auf das türkische Strassen- und Alltagsleben zu suchen.
Für Arslan ist die Reise auch eine Spurensuche. Zwanzig Jahre ist er nicht mehr in der Türkei gewesen. In Braunschweig geboren, hat er nur seine Grundschulzeit in Ankara verbracht, vielleicht ein Grund dafür, daß seine Kamera (wie er später sagt „unbewusst“) vor allem Kinder und Jugendliche in bewegten Bildern fotografiert. Eine Vergangenheitsbewältigug ist der Film aber genausowenig wie ein repräsentatives Türkei Porträt. Unter vielen möglichen ist es ein sehr persönlicher Blick auf das Land, das vom „Westen“ immer noch nicht für europareif gehalten wird. Arslan gibt uns keine Argumente für diese Diskussion, aber, und das macht den Film so wertvoll, ein Reservoir an Bilder für das Abstraktum Türkei.
Mit seinem letztem Spielfilm „Der schöne Tag“ hat Arslan bereits 2001 auf der Berlinale gezeigt, dass er beim Hinschauen viel Zeit hat. Diese Zeit nimmt man sich am besten im Kino, denn nur hier haben wir durch den großzügig dimensionierten Rahmen die Möglichkeit durch die Bilder zu flanieren. Da der Film allerdings auf 16mm gedreht und vom ZDF sowie 3sat koproduziert wurde, wird es wohl eher eine baldige Fernsehverwertung geben, so: „Watch out!“.