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Juni 2015

Münchner Filmfest: DER FALL BARSCHEL von Kilian Riedhof

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"Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort" - Das Ehrenwort, das Ende der Achtziger die politische Landschaft kräftig durcheinander wirbelte, kehrt zurück auf die große Bühne. DER FALL BARSCHEL nimmt noch einmal Tatbestände und Verschwörungstheorien auseinander, eingebettet in eine fiktionale Rahmenhandlung über einen Reporter, der bis zum Äußersten geht, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Zeitweilig wirkt der ARD Fernsehfilm wie eine norddeutsche Variante des Reporterfilm-Klassikers ALL THE PRESIDENT'S MEN mit Robert Redford und Dustin Hoffman. Die Hymne auf den kritisch investigativen Journalismus rutscht zwar besonders am Ende leicht ins Pathetische, aber ansonsten funktionieren Grundidee und dramaturgischer Aufbau wunderbar. Alexander Fehling, Fabian Hinrichs und Edgar Selge sorgen als Hamburger Zeitungsmacher in 180 dicht erzählten Filmminuten für spannende Unterhaltung und so manch einer wird nach dem Film selbst im Internet auf Spurensuche gehen.

MOLLATH - UND PLÖTZLICH BIST DU VERRÜCKT von Leonie Stade und Annika Blendl

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Gustav Mollath ist zur Premiere anwesend und gibt vor Beginn der Vorstellung Interviews. Im Film bin ich überrascht, wie ruhig und abgeklärt er seine Sache vorträgt. Nach dem ganzen Medienhype war mein Interesse, der Person Mollaths näher zu kommen. Dies löst der Film voll und ganz ein. Nach und nach gewinnt das Porträt insbesondere durch die Gespräche mit Gustav Mollath an Tiefe. Intelligent und wortgewandt reflektiert er über seine Situation und die Gesellschaft im Allgemeinen. Aber auch mit anderen Personen haben die Regisseurinnen Leonie Stade und Annika Blendl gesprochen, wie z.B. mit Mollaths Strafverteidiger Gerhard Strate oder den Reportern Beate Lakotta vom Spiegel und Otto Lapp vom Bayernkurier, die beide Zweifel an Mollaths Unschuld haben.

Unbehagen braucht zur Verkörperung Menschen, deren Schicksale unmissverständlich Belege dafür liefern, dass etwas nicht stimmt. Mollath mag zwar kantiger und vor allem sehr viel deutscher sein als Edward Snowden, aber er ist ein ähnliches Symbol für einen Bürger, der aufgrund seine Gewissens nicht anders kann, als das zu tun, was er tun muss. In dieser Hinsicht ist den beiden Regisseurinnen ein politisch wichtiger Film gelungen.

Filmfest München 2015

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Der Sommer hat begonnen und mit ihm das Münchner Filmfest. Diana Iljine und ihr Team haben ein buntes Programm zusammengestellt, bei dem jeder Filmgeschmack auf seine Kosten kommt: Filme des deutschen Regienachwuchs wie MOLLATH von Leonie Stade und Annika Blendl kriegen genauso ihre Chance wie die neuesten Werke von Hans Steinbichler (DAS DORF DES SCHWEIGENS) oder Wolfgang Murnberger (LUIS TRENKER - DER SCHMALE GRAD DER WAHRHEIT). Mit einer Hommage werden dieses Jahr Andy Wahrhol und Alexander Payne beehrt. Außerdem bekommt man die Gelegenheit, neue deutsche Fernsehproduktionen (z.B. DER FALL BARSCHEL oder die zweite Staffel von LERCHENBERG) auf der großen Leinwand zu sehen. #ffmuc2015 bietet genau 179 Gründe Biergarten mal Biergarten sein zu lassen und sich in einem der Festivalkinos überraschen zu lassen.