"Patti Smith: Dream of Life" von Steven Sebring

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Keine Frage: Patti Smith ist eine einzigartige, charismatische Künstlerin, die seit mehr als 30 Jahren erfolgreich als Musikerin, Dichterin, Photographin und Malerin arbeitet. Ihre Platten "Horses", "Radio Ethiopia" und "Easter" sind längst fester Bestandteil der Punk- und Rockmusikgeschichte geworden, die Live-Auftritte von Patti Smith waren und sind bis heute legendär.

Der Dokumentarfilm "Dream of Life" des Star- und Modefotographen Steven Sebring bietet eine intime Innenansicht in Leben und Werk dieser Ausnahmekünstlerin. Sebring hatte Smith auf einem ihrer Konzert erlebt und war so begeistert von ihr, dass er sie um die Erlaubnis bat, sie mit der Kamera begleiten zu dürfen. Daraus wurde dann ein über elf Jahre dauerndes Filmprojekt, dessen Resultat nun mit der 109 Minuten langen Dokumentation "Dream of Life" vorliegt.

Durch eine Kollage aus Gedichten, Musik, Literaturzitaten, Interviewfragmenten und Off-Kommentaren ergibt sich ein sehr intim wirkender Einblick in das Leben von Patti Smith. Natürlich begleitet die Kamera sie auch bei ihren zahlreichen Konzerttourneen durch die ganze Welt und zeigt sie sowohl während ihrer Bühnenauftritte als auch backstage mit ihren Bandmitgliedern. In diesen Momenten ist der Film vor allem ein echter Musikfilm, der seinen Star feiert. "Dream of Life" enthält in seinen stärksten Momenten aber auch unerwartete Sequenzen: Der Besuch von Patti Smith bei ihren Eltern, die in ihrem spießigen Kleinbürgerwohnzimmer vor der Kamera gänzlich unglamouröse und leicht peinliche Dinge sagen, ist eine der schönsten Szenen dieser Dokumentation.

Auch wenn die nach der Vorführung anwesende Patti Smith im Interview Wert darauf legte, dass "Dream of Life" kein Gemeinschaftsprojekt zwischen ihr und Sebring sei und sie auch keinen Einfluss auf die spätere Auswahl der Filmszenen genommen habe, hinterlässt die Bildersprache und die schwelgende, poetische Kommentierung dieser Bilder nach einer gewissen Zeit einen leicht selbstverliebten Beigeschmack. Dies kann natürlich auch daran liegen, das Sebring ein echter und bekennender Fan von Patti Smith ist. Ein klein wenig mehr kritische Distanz zu seinem Star hätte dem Projekt aber sicherlich nicht geschadet.

Kommentare ( 2 )

Ein großes Manko des Films ist sicherlich, dass er einfach 20 Minuten zu lang ist. Die vielen Schauplätze, die Zeitsprünge und die vielen poetischen Fragmente sind irgendwann ermüdend.

Natürlich gibt es sehr, sehr schöne Momente, zum Beispiel als Patti Smith auf der Bühne auf der Trauerfeier von Allen Ginsberg ein Gedicht vorträgt und Philipp Glass dazu Klavier spielt.

Wahrscheinlich ist es unmöglich, einen so emotionalen Menschen wie Patti Smith lange zu begleiten und noch Distanz zu wahren. Entweder man flieht nach kurzer Zeit, weil diese Intensität einfach zuviel ist oder man wird ein "true believer".

Kann mich den Kommentaren hier anschliessen und hinzufügen:

physisch anstrengend.

Ein paar mehr konzentrierte (und ruhige) Momente hätten als Erholung gut getan. Ich hätte nichts dagegen gehabt Patti Smith beim Vortrag eines Textes auch mal 3 Minuten ununterbrochen zuzusehen - stattdessen wird collagiert und geschnitten was das Zeug hält und das ist oft nicht nur einfach quantitativ zu viel was die Reizdichte angeht sondern des öfteren auch total zusammenhanglos - ganz als hätte es gegolten einen bestimmten Gedichttext, einen bestimmten Song in der Tonspur mit irgendwelchen Bilder aufzufüllen damit es nicht langweilig wird. Aber wie gesagt, das wäre gar nicht nötig gewesen.

Unterm Strich fand ichs gut weil er mir die Künstlerin Patti Smith - die ich nur vom Hörensagen kannte - ein großes Stück näher gebracht hat.

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Titel

Orignaltitel

Patti Smith: Dream Of Life

Credits

Regisseur

Steven Sebring

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2007

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