Perspektive Deutsches Kino: "Dancing with myself" von Judith Keil und Antje Kruska

Regie: Judith Keil, Antje Kruska * Drehbuch: Judith Keil, Antje Kruska * Kamera: Marcus Winterbauer * Schnitt: Inge Schneider

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„Wenn man dann zu Hause sitzt und nichts tut, da gibt man sich doch die Kugel“, sagt die Lehrerin zu Laura. Die will die Schule verlassen. „Ich kann sie nicht als Schlosser einstellen. Da kann ich sie doch nicht mehr als Hilfsarbeiter einsetzen“, sagt der Angestellte der Zeitarbeitsfirma zu dem gelernten Schlosser Mario (36). Als Reinhard (63) aufgrund der Nebenwirkungen eines Medikaments, das er gegen seiner Schlafstörungen nimmt, eines Morgens nicht mehr zurechnungsfähig ist, setzt die Polizei Tränengas ein und führt ihn in Handschellen ab. Berlin. Die Stadt in der die drei Hauptfiguren in dem neuen Dokumentar-Film von Judith Keil und Antje Kruska ringen. Um das Recht auf Glück.
Szene: Reinhard liegt auf dem Bett und schaut Alexis Sorbas. „Diese Kraft, diese Energie“, sagt Reinhard bewundernd. „In mir steckt auch ein kleiner Alexis Sorbas, aber ich habe nur die Ideen und die Kraft sie auch zu leben.“ Doch die Energie ist da und sucht sich ihren Platz: in Clubs, Diskotheken oder Selbsterfahrungsgruppen. Wenn Laura, Mario und Reinhard mit sich selbst tanzen, sind Sie bei sich, lösen jeder von Ihnen sein Recht ein, dass er im wahren Leben oft nicht bekommt: das Recht beachtet zu werden, das Recht einfach nur Glück zu empfinden....
Das Vertrauen der Hauptfiguren zu den Filmemachern ist ein Schlüssel für Personenporträts im Dokumentarfilm. In „Dancing with myself“ wird es spürbar. Es hat Judith Keil und Antje Kruska ermöglicht, sensible und nahegehende Porträts von drei BerlinerInnen zu schaffen, die im Tanz Ihrem Schicksal trotzen.

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