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Berlinale 2024: VERBRANNTE ERDE (Scorched Earth) von Thomas Arslan


© still: Reinhold Vorschneider / Schramm Film

Niemand schweigt so schön wie Misel Maticevic. Maticevic ist wieder Trojan, der Mann, der sich mit Raubüberfällen seinen Lebensunterhalt verdient. Trojan redet nicht, Trojan macht. Trojan arbeitet. Er beobachtet, er plant, er macht Beute. Zu Beginn von Thomas Arslans IM SCHATTEN, der auf der Berlinale 2010 Premiere hatte, war Trojan gerade aus dem Gefängnis gekommen. Derjenige für den er auf den letzten Raubzug gegangen war, verweigerte ihm nicht nur seinen Anteil, sondern machte auch noch Ärger. Trojan ließ nicht aufhalten und überfiel mit Präzision einen Geldtransporter. Trojan dachte, er sei schon mit Erfolg untergetaucht, als die Dinge außer Kontrolle gerieten. Obwohl er seine Widersacher ausschalten konnte, musste er ohne Beute fliehen, als die Polizei zu nah auf seinen Spuren waren. In VERBRANNTE ERDE ist Trojan zurück. Mehr als zehn Jahre war er verschwunden. Trojan braucht Geld und macht das, was er am besten kann.

Schon nach wenigen Szenen von VERBRANNTE ERDE ist klar: Trojan ist älter geworden, aber verändert hat er sich nicht. Was sich verändert hat, ist seine Lage. Und seien wir ehrlich, sie hat sich nicht verbessert, seit wir ihn vor gut zehn Jahren zum letzten Mal gesehen haben: Die Hotels und Apartments, in denen Trojan übernachtet, sind deutlich abgerissener. Die Kontakte sind weg. Er muss die Beute seines aktuellen Raubzugs, einige Luxusuhren, für einen miesen Preis verkaufen, um sich über Wasser zu halten, als das Angebot für einen Job bekommt, der gutes Geld bringt, aber ein paar Haken hat: Aus dem Team, mit dem er auf Beutezug gehen soll, kennt er nur Luca (Tim Seyfi) und über den Auftraggeber weiß er nichts.

Wie IM SCHATTEN ist VERBRANNTE ERDE auch ein Heist Movie, aber so viel und nur so viel sei verraten, von der Polizei ist so gut wie nichts zu sehen: Die Probleme mit denen sich Trojan rumschlagen muss sind andere. Thomas Arslan ist wieder ein sehr spannender und stilvoller Genrefilm gelungen und das mit einem Budget von 1,4 Millionen Euro. Die Besetzung – neben Maticevic und Seyfi auch Marie Leuenberger und Alexander Fehling – passt und besonders die Kamera von Reinhold Vorschneider und die Montage von Reinaldo Pinto Almeida beeindrucken. Arslan zeigt uns ein Berlin (Szenenbild: Reinhild Blaschke), das anders aussieht als bei IM SCHATTEN. Ende der Nuller Jahre war Berlin noch cool, machte Business und sah im Tageslicht gefilmt sogar ein bisschen wohlhabend aus. VERBRANNTE ERDE spielt oft nachts und an Orten, die anonym sind: Gerade noch da, wo Menschen leben, wo vielleicht mal Industrie war, wo jetzt aber eigentlich nichts ist – auf Straßen, Parkplätzen, Parkhäusern und natürlich im Auto, denn Trojan ist meistens in Bewegung. Es bleibt ihm gar nichts Anderes übrig, weil sein Leben auf dem Spiel steht. Und nicht nur seins.

Das müssen Sie sehen. Gehen Sie ins Kino, verstanden?

Steffen Wagner,   21.02.24 19:46

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