Kinderfilmfest: Der Italiener von Andrei Kravchuk

Regie: Andrei Kravchuk Drehbuch: Andrei Kravchuk
Darsteller:Kolya Spiridonov, Maria Kuznetosova, Nikolai Reutov

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italienische Reise

Von Filmemachern wird gerne behauptet, sie hätten ihre Kindheit bewahrt. Filmemacher behaupten das auch gerne von sich. Wer dieser Mähr nicht länger aufsitzen soll, dem sei ein Besuch des Kinderfilmfestes empfohlen. Bei einer durchschnittlichen Kinderquote von um die 50 % wird man sich seines und der Filmemachers Alter schnell bewusst: man brabbelt nicht mehr durch ganze Filme hindurch, stellt (ziemlich kluge) Fragen, robbt durch die Reihen und schaut anstelle der Leinwand fasziniert in die Gesichter ernster Filmrezensenten. Nein, nein, das macht man nicht, mehr, aber vielleicht sollte man mal wieder.
Dabei ist „der Italiener“ durchaus schwere Kost. Ein Waisenhaus in Russland. Alle sind korrupt. Ein älterer Waise, ohne Hoffnung auf Adoption, schickt die Mädchen auf den Straßenstrich. Der Leiter verkauft die Kinder in den Westen. Und mitten drin ist der sechsjährige Wanya, „der Italiener". Er soll an eine Familie nach Italien vermittelt werden. Alle beneiden ihn. Aber dann erscheint die Mutter eines anderen Waisen und Wanya stellt sich vor, dass auch seine Mutter ihn eines Tages suchen könnte. Wanya will nicht nach Italien und widersetzt sich damit den wirtschaftlichen Interessen von vielen. Es beginnt eine spannende Geschichte, die in einem kleinen Roadmovie mündet, das die Schwelle zum Kitsch nie überschreitet. Ein bisschen erinnert die Geschichte an John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ – allerdings sind die Kinder rund um Wanya wesentlich härteren Bedingungen ausgesetzt und müssen mit weniger Schutz auskommen.
Dem jungen Publikum war das nicht zu viel. Im Gegenteil wurde heiß diskutiert, was man in welcher Situation selbst gemacht hätte. Und als dann nach dem Film der Schauspieler-Hänfling Kolya Spiridonov Autogramme verteilte, konnte man in den Augen vieler Kinder lesen, was sie selbst einmal werden wollen: Ins Filmgeschäft und für immer Kind bleiben...

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