Berlinale 2025: MONK IN PIECES von Billy Shebar

Mann auf Bühne mit Mikrofon
Regisseur Billy Shebar bei der Weltpremiere im Haus der Berliner Festspiele

Wenn wir auf unser eigenes Leben zurückblicken, dann folgt das nicht der Dramaturgie eines Biopic. Wir schauen auf einzelne Momente und Phasen, die uns zu dem gemacht haben, was wir sind. Es ist wie ein Puzzle, dass nie ein kompletten Bild ergibt - und auch nicht ergeben kann. Wollen wir Mitmenschen verstehen, dann kann dies auch nur durch auslassende Blicke auf kurze, aufscheinende Episoden erfolgen. Es ist daher gut, dass Billy Shebar das Leben der Stimmkünstlerin, Komponistin und Performerin Meredith Monk nicht in ein chronologisches Korsett zwängt, sondern dem programmatischen Titel seines Films MONK IN PIECES folgt.

Die "Pieces" sind einzelne Fragmente, die Shebar wie Songs auf einem Konzeptalbum arrangiert. Die Abschnitte beleuchten jeweils einen Aspekt in Monks Leben und werden durch grafische Einblendungen eingeleitet, die an Albumcover erinnern.

Dazu gehören prägende Phasen wie die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Lebenspartner und Theaterkünstler Ping Chong, die Nicht-Beziehung zu ihrer Mutter Audrey Marsh, die als Radiosängerin wenig zu Hause war, und die frauenfeindliche Ablehnung einer männlich dominierten Kunstkritik, mit des sie sich zu Beginn ihres Schaffens konfrontiert sah. Der Film bestätigt das Bild, dass Kunst vor allem aus einem Mangel entsteht. Aus Harmonie entstehe keine Kunst, kommentiert Ping Chong im Film.

Meredith Monk erzählt mit ausladender Gester
© 110th Street Films

Von der bekommen wir viel zu sehen und zu hören. Monk hat dem Regisseur großzügig ihr Archiv zur Verfügung gestellt. Darin zeigt sich auch ein großer Unterschied zwischen egomanischen Künstlern wie Keith Jarret. Jarret hatte untersagt, dass in dem Berlinale Beitrag KÖLN 75 Ausschnitte aus seinem legendären Köln-Konzert verwendet werden. Auch Monk ist natürlich getrieben von einem starken Willen und dem Hang zur Perfektion. Anders als viele Ausnahmekünstler bleibt sie aber ein zutiefst sozialen Wesen. Sie schafft Kunst mit viel menschlicher Wärme und einer fokussierten Weichheit.

Shebar durfte auch den Alltag von Meredith Monk in ihrem Loft in New Yorks Stadtteil Tribecca filmen. Hier lebt und arbeitet sie bereits seit über 50 Jahren. Doch während das Loft in frühen Filmdokumenten wie eine positive Version von Andy Warhols Factory wirkte, sehen wir nun, wie sich die inzwischen 82-jährige alleine in der Küche ihren Kaffee zubereitet oder in dem ehemaligen Proberaum ihre Pflanzen gießt. Mit diesen anrührenden Aufnahmen weht durch MONK IN PIECES auch eine leichte Herbstbrise des Abschieds.

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Titel

Orignaltitel

Monk in Pieces

Credits

Regisseur

David Roberts

Billy Shebar

Schauspieler

Björk

David Byrne

Ping Chong

Meredith Monk

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge FrankreichFrankreich

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2025

Dauer

94 min.

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