Die Schneekönigin lebt in einem Turm aus Eis und Schnee. Sie ist wunderschön, aber ihr Herz ist eiskalt. Ihr Kuss zerstört alle Wärme und Liebe in den Herzen der Menschen. Die junge Jeanne ist fasziniert von diesem Märchen. Die Teenagerin lebt in den 1970er Jahren in einem Heim für Waisenkinder hoch oben in den Bergen, und immer wieder stiehlt sie sich davon, um dem verführerischen Schnee und Eis nahe zu sein. Eines Tages nimmt sie Reißaus und findet zufällig Unterschlupf im Keller eines Filmstudios. Am Filmset trifft Jeanne auf den Star des Films, der dort gerade gedreht wird: die Schneekönigin. Und sie ist genauso schön und kalt wie im Märchen.
Die Französin Lucile Hadžihalilovic erzählt in ihrem Wettbewerbsbeitrag LA TOUR DE GLACE ein albtraumhaftes Märchen von Sehnsucht und Verrat, von Verletzlichkeit, Manipulation und Eiseskälte - und vom Erwachsenwerden. Das Erzähltempo ist extrem langsam, Traum und Realität werden kunstvoll ineinander verschachtelt, und der ganze Film atmet den kalten Hauch der Märchenwelt, in die Jeanne sich immer mehr verstrickt. Der Schnee der Königin ist Heroin, ihre Kälte strahlt sie nicht nur vor der Kamera aus. Warum es das junge Mädchen ausgerechnet zu ihr hinzieht? Das wird im Film durchaus plausibel erklärt.
Was jedoch nicht gelingt, ist der Brückenschlag von der frostigen Künstlichkeit dieser Welt in die potentiell pulsierende Gefühlswelt der Zuschauer. Zu glatt, zu perfekt ist alles inszeniert. Und obwohl die junge Clara Pacini eine enorme Leinwandpräsenz hat und Marion Cotillard die emotional versehrte Diva mit erstarrtem Herzen sehr gut spielt: Der Funke springt einfach nicht über. Vielleicht ist die perfekte Oberfläche dieses Films dafür einfach zu eisig.
Kommentare ( 2 )
Passt ja jetzt eigentlich gut zur Eisberlinale...hört sich von der Geschichte vielversprechend an. Vielleicht am besten im August schauen? Mit der in der Kritik gesetzten Erwartungshaltung ja vielleicht doch lohnenswert?
Posted by andreas | 17.02.25 12:16
Klar, im klimawandelgeplagten August werden wir den Film erst so richtig genießen können! Wie gesagt: Handwerklich ist er schön gemacht, Marion Cotillard ist IMMER einen Minobesuch wert, und alles andere liegt ja auch immmer im Auge der Betrachterin;-)
Aber schon aufgefallen: Dieses Jahr gibt es auf der Berlinale gefühlt deprimierend viel Eis, Regen, Kälte und Schnee...drinnen wie draußen. Und der bislang einzige Sommerfilm, HOT MILK, naja....
Posted by tiz | 17.02.25 15:53