Als Gott die Reichtümer verteilte, griff er sich aus einem großen Sack portionsweise ein bisschen Gold, Silber, Kobalt und Edelsteine und ließ sie über die verschiedenen Länder Afrikas rieseln. Als er schließlich im Kongo angekommen war, war er so müde von der Arbeit, dass er einfach den restlichen Inhalt des Sacks über dem Land ausschüttete. Eine Geschichte, die man sich übrigens nicht nur im Kongo, sondern auch in Südafrika erzählt. Die Demokratische Republik Kongo ist reich, sehr reich an Bodenschätzen. Aber sehr wenig von diesem Reichtum kommt den Menschen im Land selbst zugute. Große Konzerne machen riesige Profite, ausländische Investoren teilen sich die fantastischen Erlöse mit einer korrupten Elite im Land. Man kennt das Lied. Aber: Es könnte auch anders gehen. Der kongolesische Dokumentarfilmer Petna Ndaliko Katondolo zeigt in MIKUBA (Cobalt), wie lokale Bergleute versuchen, in einer selbst verwalteten Minen-Kooperative im südkongolesischen Kolwezi einen anderen Weg zu gehen: mit traditionellen Abbau-Methoden und einem anderen Verteilungsschlüssel für die Gewinne. Er zeigt aber auch die strukturellen Hürden, die solche Alternativen fast unmöglich machen.
Alle haben ihre Aufgabe: geschäftstüchtige Händlerinnen, strenge Vorarbeiter, Wäscherinnen und Köchinnen
Im Mittelpunkt des Films steht Mama Leance, eine ideenreiche und geschäftstüchtige Mineralien-Händlerin, die versucht, sich in dem Dickicht aus multinationalen Konzernen ihren eigenen Weg zu bahnen. Zu sehen sind aber auch andere Protagonisten dieser lokalen Bergbau-Initiativen. Der Filmemacher und seine Crew sind ganz nah dabei, als der strenge Vorarbeiter seinen Leuten einschärft, wie sie sich bei einem Unfall zu verhalten haben. Er zeigt, wie unglaublich viele Frauen und Männer sich in einem perfekt funktionierenden Durcheinander auf große offene Lastwagen verteilt werden, um zur Arbeit in die Mine zu fahren. Er zeigt Händlerinnen, die in schwindelerregendem Tempo mit Prozenten und Umrechnungskursen jonglieren, andere Frauen, die vom Verkauf von Essen für die Minenarbeiter leben und den Einkauf der Zutaten und die Zubereitung der Speisen in einem streng durchgetakteten Tagesablauf umsetzen. Wieder andere Frauen sind dafür zuständig, auf die ordnungsgemäße Schutzbekleidung für die Frauen zu achten, die den abgebauten Mineral-Schutt im Fluss waschen.
Das Potenzial lokaler Initiaven - und die fast unüberwindbaren Hürden
Das besondere an der gezeigten Mine: Hier wird Kobalt nach traditionellen, handwerklichen Abbau-Methoden gewonnen. Bagger kommen nur zum Einsatz, um die Abbau-Stellen für die Arbeit vorzubereiten und so zu sichern. Der Vorteil? Diese Methode ist weitaus umweltfreundlicher als der großflächige industrielle Abbau. Und die Arbeiter und Vorarbeiter umgehen die Big Player, die in den industriellen Minen einen Großteil der Gewinne abschöpfen. Der Nachteil? Solchen lokalen Initiativen werden per Gesetz nur Minen mit einem geringen Ertrag zugewiesen. Zudem wird beim Verkauf der abgebauten Steine, die reich an unterschiedlichen Mineralien sind, Kobalt wird vor allem aus Kupfer- und Nickelerzen gewonnen, nur jeweils ein einziges Mineral – in diesem Fall Kobalt – berechnet und bezahlt, die übrigen Rohmineralien sacken die chinesischen Ankäufer, die den Markt für handwerklich gewonnenes Kobalt offenbar beherrschen, einfach mit ein. Weil das Geschäft so organisiert ist, wie es ist, können die lokalen Initiativen kaum florieren.
Der Film zeigt auch, wie Mama Leance nach den Ursprüngen der traditionellen Metall-Gewinnung und Verarbeitung in der Gegend forscht – nach altem Wissen, das nur noch wenige alte Menschen in der Gegend haben. MIKUBA träumt davon, alte Traditionen mit Hilfe von moderner Technik in einer globalen Welt neu zu organisieren – zum Wohl der Umwelt und der Menschen, die auf ihr Leben. Auch wenn die Hürden groß sind: Der Film vermittelt eine Ahnung davon, wie groß die Kraft derjenigen ist, die im Wissen um die widrigen Umstände im eigenen Land und die verschütteten Traditionen für eine bessere und gerechtere Zukunft kämpfen wollen.