CROSSING EUROPE 2023: ZKOUŠKA UMĚNÍ (Art Talent Show) von Adéla Komrzý und Tomáš Bojar

Zwei Studenten zeichnen ein Model
Quelle: Crossing Europe

Filme, die Einblick in eine Welt geben, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleibt, haben häufig einen besonderen Reiz. Wenn dann noch als Thema eine alles entscheidende Aufnahmeprüfung in der Kunstwelt hinzu kommt, bei der von vornherein feststeht, dass nur wenige Bewerber:innen die gestellten Anforderungen erfüllen werden, ist der Grundstein gelegt für ein fesselndes Setting.

Diese Zutaten finden auch in der Dokumentation ZKOUŠKA UMĚNÍ Verwendung, die sich auf die jährlich stattfindende Aufnahmeprüfung für neue Student:innen an der Kunsthochschule in Prag konzentriert. Die Dokumentation nimmt sich viel Zeit und begleitet alle theoretischen und praktischen Teile der Prüfung ausführlich, insbesondere aus der Perspektive der beteiligten Professor:innen. Dabei gibt es lange Sequenzen, in denen ihre Gespräche im Kolleg:innenkreis zu hören sind und es wird deutlich, dass die Auswahl der Bewerber:innen alles andere als einfach ist.

Über die jungen Künstler:innen, die sich beworben haben, gibt es dagegen nur rudimentäre Informationen. Sie werden vor allem in den einzelnen Prüfungssituationen gezeigt. Das ist zwar bedauerlich, letztlich folgt dieser Fokus auf den Lehrkörper aber nur konsequent den Machtverhältnissen, die auch in einer Kunstakademie existieren. Die Handlung endet vor der Bekanntgabe der Ergebnisse und es bleibt offen, wer einen der begehrten Plätze bekommen wird.

Zei Professoren befragen eine Bewerberin
Quelle: Crossing Europe

Wenn die Professoren im Zweier-Team in den Aufnahmegesprächen beispielsweise mit extrem persönlichen Fragen oder durch einen Schreitest versuchen, die jungen Bewerber:innen aus der Komfortzone zu locken, dann zeigt das deutlich, wie Macht und Ohnmacht verteilt sind. Letztlich ist auch eine berühmte Kunstakademie ein Arbeitsplatz und es geht um berufliche Verwirklichung und den Zugang zu einem begrenzten Markt. Diese Mechanismen zeichnet ZKOUŠKA UMĚNÍ durch die präzise Beobachtung des Aufnahmeverfahrens genau nach und schon allein darum ist diese Dokumentation sehenswert. Zugleich kreist der Film auf höchst
intelligente und unterhaltsame Weise um die Frage, was echte Kunst denn nun ausmacht und wer dies nach welchen Kriterien beurteilen kann. Dass es darauf keine eindeutige Antwort geben kann, liegt in der Natur der Sache.

Co-Regisseur Tomas Bojar nach dem Film
Tomáš Bojar

Nach der Vorführung nahm sich Co-Regisseur Tomáš Bojar für die Fragen des Publikums ausführlich Zeit. Gerne hätte er den Bewerber:innen mehr Aufmerksamkeit im Film gewidmet, allerdings konnten die Filmemacher:innen vor Ort nicht genug Zeit mit ihnen verbringen. Zwiespältig sah er die Methoden der Professor:innen, um die angehenden Künstler:innen aus der Reserve zu locken. Diese hatten in Teilen des Festival-Publikums für Irritation gesorgt. Auf der einen Seite hatte auch er manchmal das Gefühl gehabt, dass eine Grenze überschritten worden sei, auf der anderen Seite hätten die Methoden auch häufig eine andere, wichtige Seite der Bewerber:innen zum Vorschein gebracht.

Natürlich haben auch die Protagonisten den Film inzwischen gesehen. Bis auf eine Ausnahme hielten die Bewerber:innen ihre Darstellung für angemessen. Die Professor:innen seien dagegen durchweg sehr zufrieden gewesen. Ein Professor hätte den Film sogar siebenmal gesehen.

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Titel

Orignaltitel

Zkouska Umení

Englischer Titel

Art Talent Show

Credits

Regisseur

Tomás Bojar

Adéla Komrzý

Jahr

2022

Dauer

102 min.

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