Filmfest München 2022: ELFRIEDE JELINEK - DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN von Claudia Müller

Filmstill ELFRIDE JELINEK
© FILMFEST MÜNCHEN

Die Dokumentation von Claudia Müller ELFRIEDE JELINEK - DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN ist eine gekonnte Montage von Interviews, Fernsehberichterstattung und Naturaufnahmen aus der Steiermark mit Texten von Jelinek, die aus dem Off u.a. von Sophie Rois, Sandra Hüller und Martin Wuttke gelesen werden. In 96 Minuten, eine für ein Künstlerporträt erstaunliche aber wohltuend kurze Filmlänge, destilliert Müller wichtige Facetten der österreichischen Schriftstellerin heraus und stellt Verbindungen zu Kindheit und Jugend her. Die Prägung durch die katholische Mutter und die Verantwortung gegenüber ihrem jüdischen Vater und den ermordeten Verwandten ziehen sich als Ausgangspunkte von Jelineks Arbeit auch durch Müllers Film.

In der Q&A nach der Weltpremiere im Astor Kino München erhielt die Beobachtung, dass Müller auch ein Film über Österreich gelungen sei, viel Zustimmung aus dem Publikum. Schmerzlich zeigt der Film die Diffamierung von Jelinek als Nestbeschmutzerin und wie Jelinek an der Zurückweisung ihres Heimatlandes leidet. Selbst die Verleihung des Literaturnobelpreis kann die offene Feindschaft eines Teils der österreichischen Öffentlichkeit nicht besänftigen.

Claudia Müller mit Mikro auf der Bühne bei der Q&A nach dem Film
Regisseurin Claudia Müller und Team

Sehr glücklich war Claudia Müller über die enge Zusammenarbeit mit Elfriede Jelinek. Die Schriftstellerin sei von Anfang an eingebunden gewesen. Sie habe auch den Rohschnitt gesehen und eingewilligt, Müller ein "off-screen" Interview zu geben, um noch bestehende Lücken und Unstimmigkeiten im Film zu klären.

Wie viele andere Film auf dem Filmfest München wurde auch Elfriede Jelinek von Arte koproduziert. Filmemacher und Fernsehredakteure lobten die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Der bi-nationalen Ausrichtung von Arte entsprechend wird es natürlich auch eine französische Fassung geben. Bei der Premiere wurde bekannt gegeben, dass in dieser Fassung Isabell Huppert Jelineks Texte lesen wird.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Impressum