Wie divers, gendergerecht und inklusiv ist die Filmbranche? Bettina Reitz (Hochschulpräsidentin HFF München, Frank Fischer (Referatsleiter BMWK), Claudia Roth (Kulturstaatsministerin), Tom Tykwer (Regisseur), Jorgo Narjes (Produzent, X Filme Creative Pool) und Rosh Khodabakhsh (Produzentin) gaben zu, dass noch nicht genug geschehe, lobten aber ihre eigenen Initiativen: Bettina Reitz verkündete, dass es bald eine Stelle für deutsche Filmhochschulen geben wird, die sich ausschließlich um Diversität kümmere (finanziert durch Netflix) und Claudia Roth bekräftigte, dass das Thema bei ihr ganz oben auf der Agenda stehe und sie z.B. bei der Besetzung von Filmfestival-Jurys Diversität einfordere.
v.l.n.r.: Tom Tykwer, Jorgo Narjes und Rosh Khodabaksh
Besonders vielversprechend war die von Jorgo Narjes und Rosh Khodabaksh vorgestellte Initiative NewMotion. Das mehrtägige Job-Einstiegsprogram will gezielt Diversität in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft fördern und richtet sich fokussiert an Menschen mit Einwanderungsgeschichte und BIPoc (Black, Indigenous, People of Color). NewMotion funktioniert nach dem Vorbild des in den USA und Großbritannien weit verbreiteten Job Shadowing, bei dem eine Teilnehmerin eine Person für wenige Tage bei der Arbeit begleitet.
In der Diskussion wurde deutlich, dass auch der Fachkräftemangel ein Treiber ist. Tom Tykwer beklagte, dass manche Filme nicht gemacht werden können, weil das Personal fehlt. Frank Fischer beteuerte, dass man dieses Problem aktiv angehe und man es auch bei der Neugestaltung des Einwanderungsrechts berücksichtige.
v.l.n.r.: Bettina Reitz, Frank Fischer, Claudia Roth und Tom Tykwer
Insgesamt waren sich alle auf dem Podium sehr einig und beklatschten gegenseitig ihre Absichtsbekundungen und Initiativen. Auch wenn jeder Schritt in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit, Inklusion und Diversität lobenswert ist, hätte man sich auf der Bühne eine Vertretung der marginalisierten Gruppen gewünscht, die man ja "teilhaben" lassen will. So gab es vor lauter Harmonie keinerlei Kontroverse. Auch eine Öffnung des Gesprächs für Publikumsfragen hätte der Veranstaltung gut getan. Ob man aufgrund der Erfahrungen bei der ebenfalls vom Filmfest München organsierten März-Tagung TEILHABE IM FILM in Tutzing vor der Beteiligung des Publikums zurückgeschreckt ist, da diese anscheinend zu einer hitzigen Debatte geführt hat, lässt sich nicht abschließend sagen. Vielleicht lag es auch einfach nur an der Kürze des Gesprächs.