DOK.fest München 2022: FIRE OF LOVE von Sara Dosa

Still from a TV production showing Maurice and Katia Krafft

Es ist ein Geschenk, wenn von etwas so sehr fasziniert ist, dass es das ganze Leben ausfüllen kann. Das Geschenk anzunehmen und mehr daraus zu machen als ein "Hobby", ist dann eine Gabe.

Maurice und Katia Krafft waren zwei französische Forscher, die eine ungewöhnlich starke Liebe zu einem lebensbedrohlichen Ereignis entwickelten: ausbrechenden Vulkanen. Die beiden Vulkanologen haben sich ihrer Liebe voll hingegeben. Sie sind von Kontinent zu Kontinent gereist, um ausbrechende Vulkane zu kartieren, zu fotografieren und zu filmen. Sie trugen mit ihren Forschungen zum besseren Verständnis von Vulkanausbrüchen bei und retteten so vielen Menschen, die frühzeitig evakuiert werden konnten, das Leben. Mit Filmen, Interviews und anderen Dingen, die sie von ihren Reisen mitbrachten, finanzierte das Ehepaar die Reisen und das Leben dazwischen.

Die Filmaufnahmen von Maurice und Katia sind ein Schatz, den die Regisseurin Sara Dosa gehoben hat. Sie hat die Aufnahmen mit Interviews der Kraffts zu einem Dokumentarfilm geschnitten. Dazu erzählt aus dem Off die Märchenstimme der Ausnahmekünstlerin Miranda July, der es gelingt zugleich düster, wehmütig und liebevoll zu klingen.

Es ist schwer zu glauben, wie nah die Liebenden ihren Sehnsuchtsobjekten gekommen sind. Sie stehen teilweise direkt neben reißenden Lavaströmen. Das Kribbeln und die Faszination für das Naturschauspiel springen auf die Zuschauerin über.

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Bereits zu Beginn wird klar, dass die Leidenschaft nicht nur Erfüllung, sondern auch eine große Gefahr in sich birgt. Doch Katia und Maurice gehen das Risiko bewusst ein. Für Maurice ist es eine Lebenseinstellung. In einem Interview sagt er, dass es ihm nicht auf die Länge des Lebens ankommt, sondern auf die Intensität, mit der er es lebt. Durch die vielen Dinge, die er erlebt habe, fühle er sich viel älter als er eigentlich ist. Es ist diese unbedingte Hingabe, die einem über den Film hinaus beeindruckt und nach der man sich wahrscheinlich selbst in manchen Momenten sehnt.

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