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INTEURODEOKSYEON (INTRODUCTION) von Hong Sangsoo (Berlinale 2021)


© Jeonwonsa Film Co.Production

Wir gehen mit Hong Sangsoo auf den Markt. Er kauft mit uns zusammen die besten Zutaten für ein köstliches Mahl. Gemeinsam beginnen wir, das Essen zuzubereiten. Doch noch bevor es fertig ist, verschwindet Hong Sangsoo. Wir sind auf uns gestellt.

INTRODUCTION erfordert ein wenig Mitarbeit. Der Film legt Spuren und führt Erzählstränge nicht vollständig zusammen. Doch es sind nur kleine Brücken, die wir schlagen müssen. Es wird nicht anstrengend. Die geforderte Aufmerksamkeit macht uns umso interessierter.

Der koreanische Regisseur Hong Sangsoo ist seit 2017 bereits zum dritten Mal im Berlinale-Wettbewerb. Wieder einmal beweist er seine Könnerschaft als Geschichtenerzähler. Er bringt die wunderschönsten Motive und Lebenssituationen mit an den Tisch und lässt sie von ausnahmslos hervorragenden Schauspielern in eine Alltagspoesie in Schwarz-Weiß übersetzen. Das Filmgemälde ist nicht auserzählt. Es ist an uns, INTRODUCTION mit Farben anzureichern.

Der Film teilt sich in drei Episoden, locker verbunden durch die Liebesbeziehung eines jungen Paares und ihre sich langsam verändernden Beziehungen zu ihren Eltern. Die Episoden könnten aber auch für sich stehen. Situations- und Menschenbeschreibung sind in jeder Episode ein Genuss.

Eine Szene hat mir besonders gefallen: am Ende der zweiten Episode verabschiedet sich das junge Paar mit einer innigen und langen Umarmung und Hong Sangsoo, der neben Buch, Regie, Schnitt und Musik auch die Kameraarbeit übernommen hat, lässt beide in einem wunderschönen Fade-out ganz langsam verschwinden.

Andreas Tai,   02.03.21 20:49

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