Berlinale 1994

Minderwertigkeitskomplex gegenüber dem großen Bruder auf der anderen Seite des Atlantiks. Wieder mal. Die Europäer wollen in 15 Punkten den europäischen Film „retten“ gegenüber der Star- und Dollarpower. Sicher ist: es kommen seit Jahrzehnten viele gute Filme aus Europa. Aber deswegen von einer Filmindustrie zu sprechen wäre wohl übertrieben. Zum Glück. Denn statt industrieller Fertigung gilt: Vielfalt statt Einfalt. Trotzdem lassen sich die Verantwortlichen in Europa von Amerika Erfolg definieren: Einspielergebnisse und dreistellige Millionenausgaben für einen Film, dazu Starpower, die um den ganzen Planeten reicht. Dabei kann man nur verlieren. T

Die Berlinale kann in diesem Jahr wie zum Trotz durch Qualtiät beeindrucken: Ken Loachs Ladybird, Ladybird Krzysztof Kieslowskis Drei Farben: Weiß, Alain Resnais’ Doppelpack Smoking - No Smoking und Jim Sheridans Goldbären-Gewinner In the Name of the Father waren europäisches Kino par excellence. Dazu die ewigen Franzosen Eric Rohmer und Jacques Rivette, sowie Brian de Palma, Peter Weir, Bernardo Bertolucci und andere.

Was sich aber nach der Wende außer neuer Filmländer (das Panorama etwa nannte eine Programmschiene "Blick nach Osten") auch geändert hatte, war die Rolle Berlins: Noch nicht die flotte Hipster-Metropole von heute und nicht mehr Frontstadt mit Sonderetats und -rolle, kürzte man der Berlinale gehörig die Gelder und das Festival wurde fortan von acht (!) Mitarbeitern gestemmt. Ein Witz im Vergleich zu Cannes und Venedig. Der Qualität der Filme tat es keinen Abbruch und ebenso nicht dem glamourösen Empfang für Sophia Loren, die den Goldenen Bären für ihr Lebenswerk erhielt.

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