Berlinale 1978

Aldo Moro wird entführt und ermordet - erstes Retortenbaby wird geboren - erster Deutscher im All - Johannes Paul II wird Papst - Spanien bekommt Verfassung und beendet Diktatur endgültig - erste Folgen von „Dallas“ laufen - Reinhold Messner als erster ohne Sauerstoff auf dem Mount Everest - Regenbogenfahne wird erfunden

Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Im Falle der Berlinale führte es zu Gefrierbrand und erhöhtem Kaffeekonsum: denn in diesem Jahr fand die Berlinale zum ersten Mal nicht im Sommer, sondern im Februar statt, um den zeitlichen Abstand zum Konkurrenten Cannes zu vergrößern. Frierende Schönheiten am roten Teppich, Pudelmützen und gebückte Haltung bei den Wegen zwischen den Vorstellungen gehörten von da an zur Berlinale, wie die Nörgelei über den Wettbewerb - der allerdings in diesem Jahr Mut bewies und das Gemeinschaftsprojekt Deutschland im Herbst zeigte - eine Auseinandersetzung mit dem RAF Terror. Dazu gab es vom großartigen John Cassavetes Opening Night mit Gena Rowlands zu sehen - ein Autorenfilm par exellence, der so auch im Forum hätte laufen können. Die Öffnung des Wettbewerbs war also gelungen und mit Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art, der außer Konkurrenz gezeigt wurde, blieb man dem massentauglichen Geschmack dennoch treu.
Im Forum hatte man in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf Filme von Frauen gelegt - bis heute ja eher eine Rarität im männerdominierten Filmgeschäft. Mit dabei der Erstling von Margarethe von Trotta, Das zweite Erwachen der Christa Klages.

Der Goldene Bär ging nicht an einen, sondern an alle spanischen Beiträge, eine Art Begrüßungsgeschenk an die junge Demokratie. Und obwohl Winter und lange dunkel: 1978 startete auch das Kinderfilmfest zum ersten Mal und die meist ausverkauften Vorstellungen gaben der Festivalleitung recht, die Berlinale um zukünftige Kinogeher zu erweitern.

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