THE BEST THING YOU CAN DO WITH YOUR LIFE von Zita Erffa (Berlinale 2018)

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Die Legionäre Christi ist eine südamerikanische Version von Opus Dei. Eine christliche Bewegung, ein Orden. Andere würden sagen Sekte. Der Bruder der Filmstudentin und Regisseurin Zita Erffa hat sich den Legionären angeschlossen. Seitdem gibt es ein sehr restriktives Kontaktverbot. Die Familie darf Lázló höchstens einmal pro Jahr sehen. Briefe werden vom Orden mitgelesen. Unerwartet bekommt die Regisseurin nicht nur die Erlaubnis ihren Bruder länger zu besuchen, sondern auch sein Leben im Orden filmen. Ich erwarte einen Enthüllungsfilm.

Ein sektenähnlicher Orden kann nichts Gutes haben. Wie die Regisseurin suche ich daher die ganze Zeit nach dem Schlechten. Man sieht aber recht gut aufgelegte und reflektierte junge Männer. Klar, sie spielen nicht nur Fußball. Sie beten und singen viel. Sie reden auch über Gott und Jesus. Das kann jeder so finden, wie er will. Deswegen aber Anklage erheben? Wohl schwerlich. Es ist das Beste am Film, dass die Bilder gegen die Erwartung von Zuschauer und Regisseurin stehen. Zita Erffa hat eigentlich eine Rechnung offen. Die Legionäre haben ihr den Bruder weggenommen.

Der Film ist sehr persönlich. Es ist kein Film über die Legionäre Christi. Es geht darum, wie die Regisseurin mit ihrem persönlichem Konflikt umgehen kann, gerade wenn sich dieser nicht auflöst. Für Zuschauer wie mich ist THE BEST THING YOU CAN DO WITH YOUR LIFE eine Aufforderung: Immer genau hinschauen und wo immer es geht, sich ein eigenes Bild zu machen. Dann kann man urteilen oder Dinge einfach mit einem Fragezeichen stehen lassen.

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