Berlinale 2016: MAHANA (The Patriarch) von Lee Tamahori

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Neuseeland in den 60er Jahren. Der Maori Clan der Mahana - im familientechnischen Sinn, nicht als Stamm gemeint - wird vom harten Oberhaupt Tamihana (einschüchternd: Temuera Morrison, bekannt aus Once Were Warriors) regiert. Der alte Mann verkörpert eine Mischung aus christlichem Glauben an harte Arbeit und Tyrannei, sein Wort ist Gesetz und was er so nicht bekommt, nimmt er mit Gewalt.

Der Patriarch wird ausgerechnet von seinem Enkel Simeon (lässig und klar: Akuhata Keefe) provoziert, der sagt, was er denkt und fühlt, keine Angst vor dem Patriarchen hat. Die Familie hat ihren Wohlstand dem Schafscheren bei weißen Neuseeländern zu verdanken und ist - ganz klassisch - mit dem anderen Maori Clan in der Kleinstadt verfeindet. Die Gründe liegen angeblich in der heroischen Rettung der Großmutter (grandios: Nancy Brunning) aus den Fängen der Familie Poata. Nur, dass der junge Simeon diesen Gründungsmythos als solchen aufdeckt und die wahre Geschichte ans Licht kommt.

Das führt zu zerstörerischen Dynamiken, am Ende aber auch zur Befreiung der Familie aus dem Bann des Alten - ganz im Sinne der 60ies Revolution. „Sometimes you have to fall to know where you stand“ wird Jimmy Stewart im Film zitiert. Und das könnte man auch als Motto dieses Filmes sehen.

In der rauen Landschaft jenseits von Herr der Ringe Ästhetik lebt die Familie Mahana vom Land, dass der Großvater sich erarbeitet hat und von den Aufträgen durch die weißen Grundbesitzer. Swinging London oder Elvis sind hier sehr, sehr weit weg und es sind die Western aus den 50er Jahren, die die Jugend mit der Genehmigung der Patriarchen sehen darf. Die Maori sprechen gelegentlich ihre Sprache, meist aber Englisch, im Gericht dürfen sie ihre Sprache nicht sprechen, sie beten und treten in Schafscherwettbewerben an.
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Großvater Tamihana stemmt sich unerbittlich gegen die Selbstbestimmungsbewegung seiner Kinder und Enkel, die sich ihm zunächst noch unterordnen - auch als seine Strafen die Familie zerreißen. Simeon aber folgt seinem Herzen und seiner Logik und spricht sowohl einen Richter auf die Widersprüche im Umgang mit den Maori in seinem Gerichtssaal wie den Großvater auf die Widersprüche in seiner Herrschaft an. Er kümmert sich nicht um Feindschaften, die Familientradition sind. Der Aufbruch in eine neue Zeit schimmert hier schon durch, in den Filmen und Büchern, die Simeon liebt, seinem Sinn für Gerechtigkeit und Widerstand, wobei seine Beharrlichkeit eben auch an den eigenen Großvater erinnert.

Ein berührend und packend erzählte Geschichte einer lebenslangen Liebe, die nie sein durfte. Ein Film aber auch, der erzählt, wie aus bösen Taten gute Dinge erwachsen können - wenn denn einer die Gelegenheit ergreift, und den Mut hat aufstehen und den Mund aufzumachen.

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Titel

Orignaltitel

Mahana

Englischer Titel

The Patriarch

Credits

Regisseur

Lee Tamahori

Schauspieler

Nancy Brunning

Akuhata Keefe

Jim Moriarty

Temuera Morrison

Regan Taylor

Land

Flagge AustralienAustralien

Flagge NeuseelandNeuseeland

Jahr

2015

Dauer

103 min.

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