Eine Pressekollegin verlässt nach 20 Minuten den Saal. Schade, denn sie verpasst, wie im weiteren Verlauf des Films alles zueinanderfindet. Ein Film ist ein in sich geschlossenes, über seine ganze Länge erstreckendes Werk und Doris Dörrie nutzt die ihr zustehenden 104 Minuten Erzählzeit bis zur letzten Minute gekonnt aus.
Marie geht nach Japan, um von ihren Problemen in Deutschland Abstand zu gewinnen. Sie trifft dort auf Moshe und Nami. Zu dritt versuchen sie als Clown Truppe den Bewohnern eines Notquartiers bei Fukushima wieder einen Grund zum Lachen zu geben. Doch wie zu erwarten ist das deprimierende Setting der vom Tsunami verwüsteten Fukushima-Region, wenig geeignet, Marie bei der Verdrängung ihrer Probleme zu helfen. Eine Wendung bahnt sich an, als sie Satomi, eine Bewohnerin des Container-Notquartiers, zu ihrem ehemaligen Haus in der Sperrzone fährt und Satomi sich weigert zurückzukehren.
Im Zentrum ihrer Erzählung angekommen entwickelt Dörrie nun mit Ruhe und Einfühlungsvermögen die Verquickung von zwei Schicksalen, die mehr Parallelen haben, als es zunächst scheint.
GRÜSSE AUS FUKUSHIMA ist eine Parabel über existentielle Themen wie Tod, Schuld und Überwindung. Gleichzeitig sorgt das Aufeinanderprallen von japanischer und deutscher Kultur immer wieder für komische Situationen und nimmt den mit Schmerz und Trauer beladenen Konflikten die bedrückende Schwere. Über die Hauptfigur Marie wählt Dörrie bewusst einen deutschen Blickwinkel auf das Leben um Fukushima nach der Katastrophe und eröffnet dem Zuschauer so den Zugang zu einer Realität, an der die Medienberichterstattung schon lange ihre Interesse verloren hat.