Berlinale 2015: SUPERWELT von Karl Markovics

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SUPERWELT beginnt mit schönen Beobachtungen aus einem Kleinstadtsupermarkt. Die Regale sind voller bunter Produkte, das ständige Piepen des Barcodescanners ist ein Meeresrauschen im Kleinstadtalltag und dann in Großaufnahme die Hauptfigur des Films: Kassiererin Gabi Kovanda. Nach der Arbeit steigt Gabi in ihren Kleinwagen und in einer großartigen Kameraeinstellung aus Vogelperspektive sehen wir, wie sie durch das gleichförmige Raster ihrer Kleinstadtsiedlung nach Hause fährt. Es folgt ein Einblick in ein durchritualisiertes Leben, wie es stellvertretend für viele steht: Ermahnung des videospielenden, erwachsenden Sohns, Papiertaschentücher nicht mit in die Wäsche zu geben, ein bisschen Magerquark mit Crackers zum Mittag (weil man sein Gewicht reduzieren will) und als unterstützende Maßnahme ein Aerobic Kurs an der Volkshochschule.

Gabi wird aus ihrer Routine gerissen, als sie beginnt, Stimmen zu hören. Erst aus dem Kühlschrank, dann an der Kasse und am Ende fast ohne Unterbrechung. Damit beginnt nicht nur das Problem von Gabi, sondern auch von SUPERWELT, denn die Stimme ist niemand anderes als: Gott!

Unbestreitbar liefert Ulrike Beimpold eine fantastische Leistung. Sie trägt den gesamten Film und das muss sie auch. Nur Gabi hört die Stimme(n). Wir sehen nur, wie ihr Gesicht plötzlich erstarrt und wie sie beginnt mit dem unhörbaren Unbekannten ein Gespräch zu führen, das sich im Verlauf des Films immer mehr zu einem Widerstreit entwickelt. Allein die Mimik der Theaterschauspielerin macht die Wandlung von Gabi nachvollziehbar. Durch die „Gotteserfahrung“ bricht sie immer stärker mit ihrem Alltag und folgt "der Stimme". Auch ihre Umwelt, insbesondere ihr sonst sehr stoischer Ehemann (hervorragend gespielt von Rainer Wöss), kann sie nicht stoppen. Leider hat sich das Sujet nach der Hälfte des Films erschöpft. Unklar bleibt auch, ob Gabi unter Schizophrenie leidet oder eine „tatsächliche“ religiöse Wandlung erlebt.

Erst das Publikumsgespräch mit Regisseur Karl Markovics bringt Klarheit: Alles ist ernst gemeint. Der Film ist für Markovics auch eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Religion.

Die Zuschauerreaktionen nach dem Film waren überwiegend positiv. Wer sich diesen Film aber ohne spirituellen oder christlichen Hintergrund anschaut, könnte seine Schwierigkeiten mit SUPERWELT haben.

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Titel

Orignaltitel

Superwelt

Englischer Titel

Superworld

Credits

Regisseur

Karl Markovics

Schauspieler

Ulrike Beimpold

Michael Bindlechner

Nikolai Gemel

Sibylle Kos

Angelika Strahser

Rainer Wöss

Land

Flagge OesterreichOesterreich

Jahr

2015

Dauer

120 min.

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