ZWEI MÜTTER von Anna Zohra Berrached

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Zwei Frauen lieben sich, leben zusammen und wollen ein gemeinsamen Kind haben. Das ist kein Problem. Das ist kein Problem? Es ist ein Problem! Jedenfalls für den deutschen Gesetzgeber und deshalb auch für die Frauen. Genau davon handelt der Film ZWEI MÜTTER von Anna Zohra Berrached. Konkret gesagt: Er handelt von dem Problem Sperma zu bekommen sowie eine professionelle Inseminationsbehandlung und von den finanziellen Belastungen und dem psychologischen Stress, wenn es Monate oder Jahre dauert bis zur erfolgreichen Befruchtung.

Katja und Isabella sind verheiratet und entschließen sich ein Kind zu bekommen. Isa soll die leibliche Mutter werden. Den Wunsch in die Tat umzusetzen ist jedoch schwerer als gedacht. Denn gleichgeschlechtliche Paare werden in der Regel nicht von Inseminationszentren behandelt. Und wenn doch, dann nur unter der Bedingung, dass die Frauen in der Lage sind, den behandelnden Arzt bei anonymen Spenden oder den Spender gegen Unterhaltsansprüche de Kindes abzusichern. Überspitzt ausgedrückt: Die Erfüllung eines Kinderwunsches ist für gleichgeschlechtliche Paare vor allem eine finanzielle Frage – und das schon bevor die erste Windel, der erste Kinderwagen oder das erste Dreirad gekauft ist. So solvent sind Katja und Isa nicht. nach einigen vergeblichen Versuchen bei einem der wenigen Frauenärzte, der die Insemination mit Sperma aus der Samenbank auch für lesbische Frauen anbietet, geben sie diese Methode auf. Jetzt entschließen sie sich dafür, die Insemination zu Hause per Spritze zu machen und gehen auf die Suche nach einem geeigneten Spender.

Anna Zohra Berrached hat einen Spielfilm gedreht, aber nur die beiden Hauptrollen sind mit Schauspielerinnen besetzt – der Arzt, der Rechtsanwalt, die Apothekerin, der Mann, der in seinem Wohnzimmer Inseminations-Kits verkauft, spielen sich selbst. Das gibt dem Film eine dokumentarische Ebene, die die Vertracktheit der Situation noch plastischer macht. Denn auf dem grauen Markt für Sperma, der sich – wie sollte es anders sein – im Internet gebildet hat, finden sich seltsame Kandidaten: Die einen wollen unbedingt mit Isa schlafen („das ist natürlicher“), die anderen wollen regelmäßigen Kontakt zum Kind und einige sind offensichtlich noch Jungfrau. Die Gespräche mit diesen Kandidaten belasten die Beziehung von Katja und Isa noch mehr, als die Finanzprobleme, die durch die vergeblichen Versuche beim Arzt entstanden sind.

ZWEI MÜTTER zeigt, ohne Übertreibung und ohne Schönfärberei, die Probleme eines lesbischen Paares auf dem Weg zur Schwangerschaft. Ein ganz besonderes Verdienst ist es, dass die Tragweite der juristischen Schwierigkeiten dabei ebenso gut zu Geltung kommt, wie die Schwierigkeiten, die auf der Beziehungsebene entstehen. „Vater Staat“, diesen sprichwörtlichen Begriff kann ich in diesem Kontext gar nicht mit genug Ironie aufladen, ist kein Helfer – im Gegenteil. Aber die antiquierte Juristerei ist auch nicht allein für die Probleme verantwortlich: Der Film zeigt nämlich auch, wie der Kinderwunsch die Dynamik einer Beziehung verändert, die für beide Partnerinnen auf einem so sicheren Fundament ruhte.

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Titel

Orignaltitel

Zwei Mütter

Englischer Titel

Two Mothers

Credits

Regisseur

Anne Zohra Berrached

Schauspieler

Karina Placheta

Sabine Wolf

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Jahr

2013

Dauer

75 min.

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