TV Serie von Jane Campion - Ist die Berlinale der richtige Ort?

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Parisa Taghizadeh © See-Saw (TOTL) Holdings Pty Ltd

TV Filme auf einem Kinofestival - muss das sein? Selbst wenn so viele sagen, amerikanische TV Serien wie Sopranos, Mad Men oder Breaking Bad seien nicht nur die neuen Romane, sondern das Kino müsse von der Form des Erzählens dort lernen. Klar, eine Vorführung der ersten Sopranos Staffel auf der Berlinale hätte wohl 1999 auch der grandiosen Serie in Deutschland viel früher Aufmerksamkeit verschafft. Und vielleicht hätten einige so einiges früher kapiert....
Diese Jahr ist auf jeden Fall eine TV Serie dabei - allerdings nicht zum ersten Mal. Dominik Grafs „IM ANGESICHT DES VERBRECHENS wurde 2011 gezeigt. „500 Minuten Spielfilm, verteilt auf zehn Folgen, in den Dimensionen eines Kinofilms (in jeder Hinsicht: Drehzeit, Geld - inklusive der Insolvenz einer beteiligten Firma während der Dreharbeiten -, Sorgfalt, Personal)“ schrieb Verena Lueken damals in der FAZ.

Und auch drei deutsche Regisseure, Dominik Graf, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler zeigten wenn auch nicht eine Serie, doch die TV Trilogie DREILEBEN 2012. Da zumindest an deutschen Filmen ohnehin fast immer ein Fernsehsender produzierend beteiligt ist, verwischen die Grenzen ohnehin - was in der Vergangenheit zu einigen Debatten über Kino und Fernsehen und die Produktionsbedingungen führte. Volker Schlöndorff verlor z.B. seinen Job als Regisseur bei DIE PÄPSTIN, weil er gewagt hatte, die „Amphibienproduktionen“ zu kritisieren.

Er hatte in der Süddeutschen Zeitung darauf hingewiesen, dass „neue große Kinoprojekte, die, unter Ausnutzung von Filmfördermitteln, in Koproduktion mit dem Fernsehen entstehen, im Kino laufen, danach zu TV-Mehrteilern umgearbeitet und als definitiver Director's Cut vermarktet werden.“ Schlöndorff sah durch derartige Amphibienfilme das Kino wie das Fernsehen in ihrer ästhetischen Stringenz gefährdet. Wir alle haben schon Enttäuschungen im Kino erlebt, die damit zu tun hatten. Da sagt man dann meist: „Muss der wirklich im Kino laufen? Freitag 20 Uhr 15 hätte auch gereicht.“

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Parisa Taghizadeh © See-Saw (TOTL) Holdings Pty Ltd

Wer aufgrund solcher Filme im Kino Probleme bekommt, ist vor allem das Kino selbst. Weil die Leute ein gutes Gefühl dafür haben, welcher Stoff im Kino richtig ist und welcher im Fernsehen richtiger wäre (ästhetische, inhaltliche und wirtschaftliche Kriterien) und ein Kinogang im Gegensatz zum Fernsehen immer das Risiko einer Fehlinvestition in sich birgt, bleiben noch mehr Leute auf dem Sofa sitzen. Da hilft es auch nichts, dass inzwischen jeder dusselige Tatort mit den tollsten deutschen Schauspielern aufwartet (Till Schweiger nicht gemeint) und sich um einen „Kinolook“ bemüht.

Auch in diesem Jahr ist eine ausgewiesene TV Produktion von enormer Länge auf der Berlinale: Jane Campions TOP OF THE LAKE, die mit seinen 350 Minuten am Stück gezeigt wird. Genau wie IM ANGESICHT DES VERBRECHENS oder bei DREILEBEN, ist im Kern des Films/der Mini-Serie ein Mystery- bzw. Krimistoff enthalten. Krimis gehen ja immer, ob im Fernsehen, am Buchmarkt oder im Kino. So dachte vielleicht auch die Berlinale. Krimi, plus ultralang, plus berühmte Filmemacherin - das klingt nach Kunst...
Bevor die Berlinale gleich eine neue Reihe so nach dem Motto „TV goes Berlinale“ erfindet, setzen wir uns diesmal sechs (!) Stunden ins Kino und hoffen, dass die Festivalmacher einfach das Auge für gute Stoffe haben - egal ob fürs Fernsehen oder fürs Kino.

Kommentare ( 1 )

Für mich ist die Frage gar nicht so sehr TV versus Kino, sondern Serie versus Film. Setzen wir uns wirklich 6 Stunden ins Kino auf einem Festival, um eine Serie zu sehen? Bestimmt nicht. Ist der Knackpunkt nicht ganz praktisch, ob es auf einem Festival gerechtfertigt ist, mit einer Serie Timeslots zu blockieren, die für 3 bis 4 Filme gereicht hätten?

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