Berlinale Countdown 2011: "Persona" von Ingmar Bergman

Bergman goes surreal

Eine Schauspielerin (Liv Ullmann) schweigt plötzlich auf der Bühne, macht dann nach einer Minute weiter. Sie habe einen schrecklichen Lachanfall in sich gespürt, sagt sie. Am nächsten Morgen aber spricht sie gar nicht mehr. Sie kommt in eine Klinik, wo sie auf die Krankenschwester (Bibi Anderson) trifft, die das Schweigen nicht aushält und ein Gespräch beginnt, bei dem sie sich immer mehr offenbart und zeigt, wer eigentlich kaputt ist.
Die Krankenschwester ist eine Schauspielerin ihres Lebens. Sie konnte nur nie so viel reden. Endlich hört jemand zu, aber er spricht nicht. Wer da an Psychoanalyse denkt, liegt wohl richtig.

Die Krankenschwester findet heraus, warum eine Schauspielerin hin und wieder schweigen muss: weil sie benutzt wird von den Zuhörern, die alles mögliche auf sie projizieren, sie Gefahr laufen lassen, zur Fantasieperson zu werden. Das alles in Schwarz Weiß, 80 Minuten Kammerspiel. Schauspielerei und Sein, die Kraft einer Person, eine andere zu benutzen.

Alles scheint so kompliziert und ist doch so einfach, die Bilder, die Gespräche - alles lädt zum Reden ein, über sich selbst, über Film und Schauspiel, wer man ist und wen man darstellt. Assoziative Montage, Verdichtung, Kunstfilm wie er sein soll: vieldeutig, aber nicht hermeneutisch und unzugänglich. Klar, Religion und Kunst als Illusion, Deutungen von Verweigerung und Konstruktion als psychische Traumata - alles steckt drin. Die Auflösung der Identität, wenn man anfängt zu reden, wirklich zu reden.

Bergman wie er ist und wie er sein soll. Eine großartiger Vorspann und eine bildliche Verschmelzung, die eigentlich eine Auflösung ist. Muss man sehen, wenn man Schauspieler ist. Wenn auch nur des eigenen Lebens.

Kommentare ( 1 )

interessante these...das reden als ende und nicht anfang von identität. schweigen gibt es sicherlich auch noch in anderen filmen z.B. in birdy (alan parker).

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