"Noli turbare circulos meos." Stört mir nicht meine Kreise. Dies sind die Worte des Archimedes von Syrakus, als ihn 212 v. Chr. römische Soldaten gefangen nehmen wollen, während er geometrische Figuren in den Sand zeichnet. Wie der griechische Mathematiker muss sich auch Bergman gefühlt haben: Als Polizisten ihn am 30. Januar 1976 auffordern, seine Theaterprobe von Strindbergs Totentanz zu unterbrechen, erwidert er, sie könnten bis zur Mittagspause warten und zwischenzeitlich eine Tasse Kaffee trinken. Er muss jedoch sofort mitkommen. Das war tragisch, aber doch glimpflicher als bei Archimedes, der ob seiner stoischen Reaktion auf der Stelle erschlagen wurde.
Es geht um Steuern. Wie nahezu jeder andere Bürger hatte auch Bergman keine Lust sich damit zu befassen. Also übergab er die Steuerangelegenheiten an einen netten Anwalt, der in der internationalen Pfadfinderbewegung hohes Ansehen genoss. Leider tätigte dieser Pfadfinder Transaktionen, die weder Bergman noch er selbst verstanden. Dies rief die Steuerfahndung auf den Plan und das Schicksal nahm seinen Lauf. Wie ein Verbrecher wird Bergman zum Verhör eskortiert. Seinen Pass nimmt man ihm wegen Fluchtgefahr ab. Die Unangemessenheit und das Dilettantentum machen Bergmann fassungslos. Wenig wohlwollend schreibt er später über die zwei verantwortlichen Steuerfahnder: "Beide waren dicklich, trugen geblümte Hemden, hatten unreine Haut und schmutzige Fingernägel".
Die Steuersache wird für Bergman zu einer persönlichen Katastrophe, eine Schande und Demütigung. Wegen Suizidgefahr wird er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo er drei Wochen mit Valium ruhig gestellt wird. Obwohl das Verfahren im März des gleichen Jahres eingestellt wird, gibt die unterlegene Finanzbehörde nicht auf. Schließlich wird es Bergman zu viel: Er verpfändet sein Vermögen für den Fall, im Steuerstreit zu unterliegen und geht, als ein Akt der Selbstbehauptung, bis 1983 freiwillig ins Exil nach München.